Zungendiagnostik

Innerhalb der Traditionellen Chinesischen Medizin gilt die Zungendiagnostik als eine wichtige und zuverlässige Untersuchungsmethode zur Beurteilung einer Erkrankung. Die Untersuchung der Zunge ermöglicht es, die Verfassung der inneren Organe und etwaige pathologische Veränderungen der Körperfunktionen zu erkennen. Im “Lin Zheng Yan She Fa” (“Methode für die klinische Untersuchung der Zunge” von Yang Yun Fong aus der Qing-Dynastie[1]Qing-Dynastie: 1644 bis 1911) steht deshalb: “Beurteilt man den Zustand von Fülle und Leere aufgrund der Untersuchung der Zunge, kann man Irrtümer vermeiden. Beurteilt man gleichermaßen den Zustand von Yin und Yang aufgrund der Untersuchung der Zunge, irrt man sich nicht so leicht. Die Beurteilung der Inneren Organe und das Verschreiben von Rezepten aufgrund der Untersuchung der Zunge ist eine hieb- und stichfeste Methode”.

Über die allgemeine Betrachtung des Zungenkörpers und seines Belags hinaus hat jeder Teil der Zunge einen speziellen Bezug zu einzelnen Organen und Körperbereichen.

Energetisch ist die Zunge dem Herz zugeordnet, und jegliche Veränderung des Zungenkörpers ist somit Ausdruck einer energetischen Veränderung des Herzens, des Kaisers, und die Zunge steht über das Meridiansystem in direkter und indirekter Beziehung zu allen Organen:

Zunge und Zusammenhang Erwärmer
  • Die Zungenspitze entspricht den Organen Herz und Lunge (Oberer Erwärmer, OE).
  • Die Zungenmitte entspricht den Organen Milz und Magen (Mittlerer Erwärmer, ME).
  • Der Zungengrund entspricht vor allem der Niere (Unterer Erwärmer, UE).
  • Die seitlichen Zungenränder entsprechen der Leber und der Gallenblase.

Um eine genaue Diagnose zu erhalten, ist es in der Traditionellen Chinesischen Medizin wichtig, auch andere umfassende Untersuchungen mit den Ergebnissen der Zungendiagnostik zu kombinieren, um sich ein genaues Gesamtbild machen zu können. Zu bedenken bei der Untersuchung der Zunge ist darüber hinaus, dass man auch bei gesunden Menschen eine Zunge mit abnormalen Zeichen finden kann.

In der Durchführung bezieht sich die Zungendiagnostik grundsätzlich auf zwei Bereiche, auf den Zungenkörper und auf den Zungenbelag. Der Zungenkörper (Vitalität, Form, Farbe und Beweglichkeit der Zunge) gibt Aufschluss über die Grundkonstitution, über die Verfassung der Organe und über den Zustand des Wahren Qi (Zheng Qi), während der Zungenbelag (Farbe, Dicke und Beschaffenheit des Belags) vor allem Aufschluss gibt über eingedrungene pathogene Einflüsse.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Qing-Dynastie: 1644 bis 1911