• Ernährung im Zyklus der Jahreszeiten (Eduard Tripp)

    Frühling ist die Zeit der Expansion, die Zeit der aufsteigenden Lebenskraft (Qi), die Zeit von Entwicklung und Öffnung. Die Yang-Kraft beginnt sich zu entfalten, und das Leben beginnt sich zu regen. Samen keimen, Knospen springen auf. Pflanzen sprießen und wachsen mit der zunehmenden Temperatur und Helligkeit, bilden Blätter und Triebe aus. Die Tage werden länger. Sommer ist die Zeit der Blüte. Die Entfaltung der Yang-Kraft hat ihren Höhepunkt erreicht. Es ist die Zeit des Reichtums und der Fülle in der Natur, die Zeit der Hitze und der langen Tage. Kraftvoll entfaltet sich die Vegetation, und die Pflanzen erblühen in voller Pracht. Herbst ist die Zeit der Kondensation und Kontraktion. Es…

  • Kyo und Jitsu sind gleichbedeutend mit Fülle und Leere. Über die grundsätzliche Übereinstimmung der Konzepte von Masunagas Zen-Shiatsu mit den Prinzipien der Chinesischen Medizin (Markus Grasser)

    Übersetzung: Rene Tischhart Dieser Artikel wird anhand eigener Erklärungen, Fallbeispielen und den Schriften Shizuto Masunagas, bzw. denen alter und moderner Klassiker im Bereich der fernöstlichen Medizin, die Richtigkeit der im Titel beinhalteten Aussage erläutern. Es wird aufgezeigt werden, wie die Theorie und Praxis der Chinesischen Medizin (CM) das aktuelle Verständnis des Zen-Shiatsu bereichern kann. Die Verwirrung Die CM wird oft als intellektuelles System angesehen, welches keinen Bezug zur Palpationsdiagnostik des Zen-Shiatsu hätte. Zur Erläuterung dessen wird häufig der Umstand angeführt, dass die palpierbaren Kyos und Jitsus nicht immer (oder nie) mit den Fülle- und Leere-Aspekten der jeweiligen TCM-Diagnose übereinstimmen. Aus diesem Grund wird die TCM von vielen Shiatsu-PraktikerInnen entweder abgelehnt,…

  • Die Antiken Punkte. Chinas Kultur in der Shiatsupraxis (Katharina Sabernig)

    Ein Meridian liegt in unseren Händen und erzählt seine Geschichte. Entlastung der Stauung wäre angebracht. Wie könnte man die hilfreiche Wirkung einer guten Shiatsu-Behandlung noch zusätzlich unterstützen? Das System der Antiken Punkte scheint, einmal durchschaut, ein wertvolles Netzwerk mit gezieltem Effekt. Leider viel zu wenig beachtet, eignet es sich insbesondere bei Stauungserscheinungen und Symptomen mit Fülle-Charakter. Die Antiken Punkte liegen an den Extremitäten zwischen dem Nagelfalz der Finger bzw. Zehen und dem Ellbogen bzw. Knie. In dieser Zone liegen auf den konventionellen Meridianen außerdem noch mehrere andere Punkte, doch nur die fünf definierten sind als Antike Punkte oder Fünf-Elemente-Punkte zu bezeichnen. Die gängigste Veranschaulichung für das System dieser Punkte ist…

  • Chinesische Medizin wohin? (Josef Viktor Müller)

    Vielen von Ihnen mag eine Kursbestimmung von Chinesischer Medizin unnötig erscheinen angesichts der ständig wachsenden Popularität der TCM. Dieser Erfolg ist jedoch trügerisch, denn er geht zu Lasten eines sehr viel breiteren Spektrums der Chinesischen Medizin (CM) als es die TCM darstellt. Chinesische Medizin ist genauso wenig auf TCM reduzierbar wie die Chinesische Kultur auf die Kultur der Han-Chinesen. Diese irreführende Vorstellung von Einheitlichkeit der chinesischen Kultur insgesamt und der CM im besonderen ist mit durch die enorme Konstanz des chinesischen Staatsapparates geformt, welcher durch sein Leitbild des konfuzianischen Beamten-Gelehrten das offizielle China-Bild im Westen geprägt hat. Ein zentraler und für die Akzeptanz im Westen wichtiger Aspekt dieses konfuzianistischen Einflusses…

  • TCM and Shiatsu. “Knowing That” and “Knowing How” (Michael Potter)

    Introduction It is a long time since I read the Shiatsu Society News, and I was drawn to the current debate on the relevance of TCM to the practise of Shiatsu. As someone who combines Shiatsu with acupuncture and herbal medicine I may not be the best person to even attempt to answer that question. But, for me whether one theory is better or worse than another is not the point; the crucial issue is the relationship between theory and practise; ‘knowing that’ and ‘knowing how’. ‘Knowing that’ is the body or bodies of theoretical knowledge that we use to understand, explain and describe what we do. Theoretical knowledge again…

  • Shiatsu Diagnose und Theorie. Ist die TCM notwendig für Shiatsu? (Cliff Andrews)

    Was glaubt ihr, macht einen guten Shiatsu-Praktiker aus: eine gute Berührungsqualität, der Einsatz entspannten Körpergewichts, oder die gut entwickelte Fähigkeit, mit den Händen zu spüren? Wie oft habt ihr euch schon, während ihr ein Shiatsu bekommen habt, gefragt: „Welches theoretische Modell wird hier verwendet?“ Sicher nicht sehr oft; offenbar ist die Theorie nur ein Teil der Effektivität von Shiatsu. Diagramm 1: Integration von Diagnose, Theorie und Behandlung Für jedes Medizin- oder Heilungssystem mit dem Anspruch auf Effektivität müssen drei Komponenten integriert sein: Diagnose, Theorie und Behandlung (das nebenstehende Diagramm stellt diese Beziehung Diagramm dar). Es wäre nicht passend, homöopathisch zu diagnostizieren auf der Basis westlicher Medizintheorie und anschließend mit chinesischen…

  • Wie viel TCM braucht der Shiatsu-Mensch? (Walter Gutheinz)

    Die Antwort auf diese Frage scheint die Shiatsu-Szene in zwei Lager zu spalten. Wird Shiatsu einerseits in einem sehr praktischen Sinne als manuelle Körpertherapie begriffen, so gilt das über Jahrhunderte angesammelte Wissen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) oft als unnötiger Theorieballast, der das Shiatsu “kopfig” und theorielastig macht. Andererseits betonen Menschen, die Shiatsu in einem professionell-therapeutischen Sinne anwenden möchten, immer wieder die Notwendigkeit eines fundierten diagnostisch-therapeutischen Hintergrundwissens, wo uns die TCM in der Regel ja das geistige Material zur Verfügung stellt. Shiatsu soll dadurch effektiver, zielgerichteter und in seiner Anwendung weniger beliebig sein. Auch der gegenwärtige Satzungsstreit um eine doppelte oder erweiterte GSD-Mitgliedschaft spiegelt im Hintergrund diesen Konflikt wider. Soll…

  • Die spirituelle Dimension von Shiatsu (Melanie Lanner)

    Die spirituelle Dimension von Shiatsu fragt nicht nach einem Leben nach dem Tod, nach einer unsterblichen Seele, nach Reinkarnation, Karma oder anderen spirituellen Konzepten. Spiritualität im Shiatsu geht nicht über unser Leben auf dieser Erde, sondern über das vereinzelte, getrennte Ich hinaus. Die spirituelle Dimension im Shiatsu ist Verbundenheit und das Eingebundensein in die Rhythmen der Natur. Eingebunden in die natürlichen Rhythmen Wir Menschen sind Teil der Natur – wie Tiere und Pflanzen – und in die natürlichen Zyklen eingebettet. Alles fließt, alles ändert sich beständig im Rhythmus des Lebens: Einatmen und Ausatmen. Tag und Nacht. Verschiedene Lebensphasen mit ihren je verschiedenen Herausforderungen. Beziehungen beginnen, wachsen und verändern sich oder…

  • Spirituelle Dimensionen von Krankheit und Heilung (Eduard Tripp)

    Für die Grundlagen und Anregungen zu diesen Ausführungendanke ich ganz besonders Claude Diolosa und seinem Unterricht In den alten Medizinschulen der chinesischen, tibetischen und auch ayurvedischen Heilkunde ist die spirituelle Dimension von Erkrankungen und der Aspekt der spirituellen Heilung untrennbar verbunden mit der traditionellen Ausbildung zum Arzt, zum Heiler. Dieser spirituelle Aspekt der traditionellen Medizin umfasst die gesamte Heilkunst, bildet gewissermaßen ihre Grundlage und gibt ihr ihren Reichtum. Grundsätzlich, so die zugrunde liegende Erkenntnis, gibt es einen Reichtum, ein göttliches Potential gewissermaßen, das als Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut beschrieben wird und die ganze Zeit alles durchdringt und alles umfasst. Dieses Potential ist immer und überall vorhanden, allgegenwärtig, in uns…

  • Therapie als Ritual. Versuch einer Darstellung der Hintergründe von J.R. Worsley´s Konstitutionstherapie (Josef Viktor Müller)

    Vortrag zum Gedenken an J.R. Worsley Die Funktion des Abschiednehmens ist eine zentrale Aufgabe der Metallfunktionen im Menschen, die dafür sorgen, dass die Essenz dessen, was nicht mehr materiell vorhanden ist, in uns als Erinnerung weiterlebt. Deswegen möchte ich nicht auf biographische Einzelheiten des Lebenslaufes von J.R. Worsley eingehen, sondern versuchen, das Wesentliche seiner Arbeitsweise aus einer kurzen Fallgeschichte herauszuarbeiten und zu seiner Bedeutung für die Praxis der CM im Westen hin zu verdichten. Auf einem Lehrvideo von Worsleys “College of traditional Acupuncture” wurde er zusammen mit einem Patienten im terminalen Stadium von Morbus Hodgkin gezeigt. Worsley fragte diesen Patienten, der noch sechs Monate Lebenserwartung hatte, wie er sich mit…