• Massage bei Beschwerden im unteren Rücken

    Ein Review der Cochrane Collaboration (www.cochrane.org, www.cochrane.de) vom 23. Oktober 2000 (letzte Überprüfung der Aktualität der Datenlage vom 15. 4. 2010) erfasst 13 randomisierten und quasi-randomisierten Studien und geht der Frage nach, inwieweit untere Rückenschmerzen mit Massage gelindert werden können und ob Massage den Heilungsprozess (die Rückkehr zu normalen Funktionen) beschleunigt, d.h. ob Massage nach den Standards der Evidence Based Medicine hier wissenschaftlich nachweislich wirksam ist. Verglichen wurde Massage mit Placebo-Behandlungen als auch mit anderen aktiven Therapien wie Gelenksmobilisationen, Entspanungsmethoden, physikalischer Therapie, Akupunktur und “self-care eductation”. Ergebnisse Die vorliegenden Studien zeigen, dass Massage kruz- und langfristig wirksamer ist als “Placebo-(Schein-)Behandlungen”, Gelenksmobilisationen, Entspannungstechniken, physikalischeTherapie, Akupunktur und “self-care eductation”. Im Vergleich mit…

  • Sind Doppelblindstudien immer sinnvoll?

    2003 veröffentlichte das BMJ einen über die Satire hinausgehenden Artikel von Gordon Smith, in dem er die „Allgläubigkeit“ an randomisierte Studien ironisch thematisierte. In „Parachute use to prevent death and major trauma related to gravitational challenge: systematic review of randomised controlled trials” (BMJ 327 : 1459 doi: 10.1136/bmj.327.7429.1459, Published 18 December 2003; http://www.bmj.com/content/327/7429/1459.full) stellt der Autor fest, dass es keine ausreichende Beweislage für die lebensbewahrende Wirksamkeit von Fallschirmen gibt, letztlich keine einzige randomisierte, kontrollierte Studie: „As with many interventions intended to prevent ill health, the effectiveness of parachutes has not been subjected to rigorous evaluation by using randomised controlled trials. Advocates of evidence based medicine have criticised the adoption of…

  • Links zur Evidence Based Medicine

    Datenbanken zur Evidence Based Medicine Cochrane Collaboration www.cochrane.org, www.cochrane.de Arbeitsgruppe “Evidenzbasierte Psychiatrie” an der TU München www.cochrane.de/de/leucht.htm Portal des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin www.ebm-netzwerk.de Therapieleitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften www.awmf-leitlinien.de Sektion Gesundheit & Medizin des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen www.gesundheitsinformation.de Register für staatlich und privat geförderte klinische Forschung der Nationalen Gesundheitsinstitutein den USA http://clinicaltrials.gov Deutsches Register klinischer Studien am Universitätsklinikum Freiburg www.drks.de Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin http://www.aezq.de, www.leitlinien.de Websites zur Evidence Based Medicine Der Webservice “medizin-transparent.at” (www.medizin-transparent.at) prüft Printartikel auf wissenschaftliche Evidenz, um Patienten bei einer informierten Entscheidung zu unterstützen, wie es Projektleiter Gerald Gartlehner ausdrückt. Medizin-transparent.at ist ein Projekt des Instituts…

  • Definitionen zu evidenzbasierter Medizin

    Evidenzbasierte Medizin Evidenzbasierte Medizin bezeichnet eine  Gesundheitsversorgung, bei der Patient*innen auf Basis der besten zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Daten behandelt werden. Sie beruht auf der systematischen Suche nach relevanten empirischen Befunden zu einer klinischen Frage sowie deren Beurteilung. Bei der Anwendung auf den jeweiligen Fall spielen aber immer auch die ärztliche Erfahrung sowie Vorstellungen der Patient*innen berücksichtigt werden.  Meta-Analyse und Reviews Meta-Analyse ist ein statistisches Verfahren, das die Ergebnisse mehrerer methodisch einwandfreier Studien zur gleichen Frage zusammenfasst. Die Autor*innen von Überblicksartikeln, so genannten Reviews, setzen diese Methode ein, um alle jeweils verfügbaren Einzelstudien nach bestimmten Kriterien zu sichten und kritisch zu bewerten. Randomisierte kontrollierte Studien Randomisierte kontrollierte Studien gelten als…

  • Evidence Based Medicine. Gründe und Kritik

    In allen Bereichen der Medizin gab es und gibt es gravierende therapeutische Irrtümer. Ein tragisches Beispiel etwa war in den 1950er Jahren die Empfehlung des Kinderarztes Benjamin Spock (1909 bis 1998), Säuglinge nachts in die Bauchlage zu drehen, damit sie besser schliefen. 1988 zeigte sich dann allerdings in einer Auswertung aller vorliegenden Studien, dass Babys, die am Bauch schlafen, ein dreimal höheres Risiko haben, am plötzlichen Kindstod zu sterben. Man schätzt deshalb, dass dieser schlechte (wenngleich gut gemeinte) ärztliche Rat hundertausenden Kindern das Leben gekostet hat. Evidenzbasierte Medizin (Evidence Based Medicine, Medizin auf Basis von überprüfbaren Daten) fordert deshalb, dass Ärzte nur wissenschaftlich untermauerte Therapie verordnen sollten und dass die…

  • Auswirkungen sozialer Kontakte auf die Gesundheit

    Wissenschaftler*innen von der Brigham Young University in Utah (Julianne Holt-Lunstad, Timothy B. Smith & J. Bradley Layton: “Social Relationships and Mortality Risk: A Meta-analytic Review”) haben 148 Studien mit Daten von 308.849 Menschen aus westlichen Ländern zum Sterberisiko analysiert. Demnach ist der Mangel an sozialen Beziehungen für die Gesundheit genauso schädlich wie das Rauchen von 15 Zigaretten am Tag und doppelt so schlimm wie Fettleibigkeit Ein weit gespanntes soziales Netz hingegen verringere die Sterberate um die Hälfte. Im Schnitt hatten alle Studien die Teilnehmer*innen über einen Zeitraum von 7,5 Jahren beobachtet. In der Metaanalyse der Daten aller vorliegenden Untersuchungen konnten die Forscher*innen feststellen, dass die beobachteten Effekte auch bestehen blieben,…

  • Die Erweiterung des Konzepts der Salutogenese mit psychotherapeutischen Gesichtspunkten

    Zwischen dem Feld der Psychotherapie und dem Gesundheitssystem klafft, so Markus Fäh in “Psychotherapie und Salutogenese: Überlegungen zum theoretischen und praktischen Brückenschlag” (Psychotherapie Forum Vol. 12, No. 1, 2004, S. 3-15), eine kommunikative Lücke. Es gibt keine übergreifenden Theorien, die das Konzept der Salutogenese mit dem der Psychotherapie verbinden. Jeder dieser Bereiche existiert gleichsam nur für sich. Die Gesundheitsforschung auf der einen Seite bietet Befunde und Erklärungen für die körperlichen, seelischen und sozialen Ursachen langfristiger Gesundheit. Und auf der anderen Seite stellt die Psychotherapie Wissen über kommunikative Vorgänge bereit, welche individuelle Veränderungsprozesse bewirken. Psychotherapeutische Prozesse setzen am seelischen Apparat an und beeinflussen dessen Funktionieren, d.h. sie beeinflussen das Denken, Fühlen,…

  • Gesundheitsdeterminanten nach Dahlgren & Whitehead

    Gesundheit und Krankheit sind nicht nur von der medizinischen Versorgung abhängig, sondern auch generell von den Lebens- und Arbeitsbedingungen, in denen die betreffenden Menschen leben, und anderen Einflüssen außerhalb des Gesundheitssystems. Das wissenschaftliche Konzept, das sämtliche relevanten Gesundheitsdeterminanten – also all jene Faktoren, die die Gesundheit von Menschen, aber auch den sozialen Zusammenhalt innerhalb von Gesellschaften beeinflussen können – erfassen soll, wurde von Göran Dahlgren und Margaret Whitehead (Dahlgren, G., Whitehead, M. – Policies and strategies to promote social equity in health. Stockholm: Institute for Future Studies) 1991 vorgestellt. Aufzählung Im innersten Kreis des Regenbogens stehen die unveränderlichen Gesundheitsmerkmale wie Alter, Geschlecht und Erbanlagen. Die Faktoren individueller Lebensweise hingegen sind…