Slow Food

Begonnen haben soll es vor 24 Jahren, also 1986, als in Rom direkt neben der Spanischen Treppe eine Filiale einer amerikanischen Fast Food-Kette aufmachte. Ein paar italienische Journalisten rund um Carlo Petrini protestierten dagegen, indem sie einen großen Tisch aufstellten und öffentlich Spaghetti aßen. Ziel ihres Protests war es darauf hinzuweisen, dass regionale kulinarische Traditionen mehr als nur Essen sind, dass es sich dabei um Lebenskultur, um ein Kulturgut handelt.

Bald entstand aus der kleinen Protestbewegung eine Organisation, die sich den programmatischen Titel „Slow Food“ gab und das Recht des Menschen auf Genuss propagierte. Aber nicht nur „langsames Essen“ – im Gegensatz zu Fast Food – ist das Ziel der Bewegung, sondern auch die Bewahrung von Spezialitäten, die vom Verschwinden, vom Untergang bedroht sind. Gerettet wurden so beispielsweise der Lardodi Colonnata, ein von alters her von den Marmor-Arbeitern Carraras in Marmorwannen eingelegter weißer Speck, die schon fast verschwundenen San-Marzano-Tomaten aus Süditalien wie auch das toskanische Ur-Schwein Cinta Senese.

Zunehmend fand der Verein Unterstützer in aller Welt. Heute ist Slow Food in mehr als 140 Ländern aktiv und zählt fast 100.000 Mitglieder. Regional organisierte Gruppen nennen sich „Conviven“. Der fast als Slow Food-Bibel zu bezeichnende Osterie-Führer (Osterie D´Italia, Hallwag-Verlag) listet 1.700 kleine, regionaltypische, familiär geführte Gaststätten Italiens auf. Ebenfalls von Slow Food wird auch der „Salone del Gusto“ veranstaltet, eine der wichtigsten Nahrungsmittel-Messen Europas.


Slow Food in Österreich

In Österreich beschränkte sich Slow Food lange Zeit auf kleine Gruppen in der Steiermark und im Waldviertel, in letzter Zeit allerdings boomt die Philosophie des Genusses auch hierzulande. Die im November 2009 erstmals in Wien veranstaltete „Terra Madre“ im Wiener Rathaus wurde von mehr als 10.000 Menschen besucht. Terra Madre, eine Unterorganisation, kümmert sich um die weltweite Vernetzung von bäuerlichen Produzenten. Eine so genannte „Arche des Geschmacks“ listet regionaltypische Produkte und Spezialitäten erster Güte auf, die vom Verschwinden bedroht sind.

In der Steiermark wurde so die uralte Methode des Grubenkrauts wiederentdeckt, im Kamptal werden – in Zusammenarbeit mit Arche Noah – wieder Pfirsiche und Knoblauch in Weingärten kultiviert und in der Wachau wird der Jahrhunderte alte Safran-Anbau wiederbelebt.

Von einem ursprünglich genussorientierten Programm entwickelt sich Slow Food heute immer deutlicher in Richtung Sicherung des traditionellen Lebensmittelhandwerks und der Biodiversität. Dazu gehören – in Österreich – gemeinsame Projekte mit Arche Noah (alte Kulturpflanzen), Bio Austria (Netzwerk der österreichischen Biobauern) und Arche Austria (alte Nutztierrassen).

Anhänger von Slow Food Die Menschen, die sich Slow Food anschließen, haben einen sehr unterschiedlichen Hintergrund. Der Bogen reicht von Feinschmeckern, Erforschern verschollener Genüsse über Naturschützer und engagierte Landwirte bis hin zu Eltern, die dafür sorgen wollen, dass ihre Kinder auch in Zukunft noch oder wieder echte natürliche und regionaltypische Nahrungsmittel schmecken können.

Zur Zeit unterstützt auch Merkur im Rahmen seiner Regional-Initiative die Slow Food-Idee und bietet Spezialitäten aus den Regionen Österreichs, die bisher kaum ihren Weg ins Regal gefunden haben. Das Angebot reicht dabei von Wein, über Honig, Marmeladen, Schokoladen, Weingelees und Nudeln bis hin zu Traubenkernöl – Angebote, die man fast nur im Geschäft in der Region erhält.