Politische Arbeit für Shiatsu in der EU (Lobbying)

Derzeit ist das Recht, Shiatsu auszuüben, abhängig von der Gesetzeslage im jeweiligen Land: von der freien Ausübung über verschiedene Toleranzstufen bis hin zu Verboten, wobei ausschließlich medizinisch ausgebildete Berufe es ausüben dürfen. Dasselbe gilt für fast alle CAM-Methoden, so dass es derzeit europaweit 28 verschiedene Regulierungen gibt, ohne jegliche Übereinstimmung hinsichtlich Berufsausbildung, Anerkennung und Regulierung. Das bringt vor allem drei Auswirkungen mit sich:

  • Shiatsu und andere CAM-Methoden sind nur denjenigen zugänglich, die sich das finanziell leisten können, daher können Millionen von Bürgern diese nicht nützen.
  • Tausende Praktiker*innen arbeiten rechtlich gesehen in einem „Graubereich“, können nicht frei aussprechen, was ihre Methode wirklich ist und kann, und sie können nicht öffentlich für CAM bzw. ihre Praxis werben.
  • Professionelle Ausbildung und Entwicklung wird durch die rechtlichen Unsicherheiten gehemmt.

Das Hauptziel auf europäischer Ebene ist die Ausübung von Shiatsu als CAM zu legalisieren auf Basis seiner eigenen philosophischen und methodischen Grundlage sowie eines angemessenen Ausbildungsniveaus, das eine professionelle, wirksame und sichere Ausübung gewährleistet. Shiatsu soll, so wie auch andere CAM-Methoden, für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein und die wirtschaftliche Tätigkeit von CAM-Anbieter*innen auf die gleiche Weise gefördert werden wie auch andere Dienstleistungen.((Der Artikel stammt aus 2016.)


Warum politische Arbeit und Lobbying?

Die Politik verwaltet die bürgerlichen Rechte, Freiheiten und Pflichten und bestimmt über die Gesetze, die diese bestimmen. Sie entscheidet damit über die Verteilung von Reichtum, Armut und Macht, wer was machen oder nicht machen darf, um wen man sich kümmert oder um wen nicht. Demokratische Politik gibt allen Bürgern die Gelegenheit an solchen Entscheidungen mitzuwirken.

Nur diejenigen, die das tun, haben die Möglichkeit, das zu erreichen, was wie anstreben. Alle anderen haben keine aktive Möglichkeit die Zukunft mitzugestalten.

Im Allgemeinen neigen Shiatsu- und CAM-Praktiker*innen dazu, der Politik auszuweichen bzw. sie sogar abzulehnen. Teilnahme aber ist (neben anderen Aspekten wie Geld oder auch politischen Fähigkeiten) der entscheidende Faktor, und Lobbying bedeutet die politischen Strukturen zu nutzen, um der eigenen Sache zu dienen.


Warum politische Arbeit und Lobbying auf europäischer Ebene?

Die EU bürgt für europaweit geltende Rechte. Sie gestaltet neue politische Wege, ebenso wie sie für Rechte und Freiheiten (aber auch Einschränkungen) verantwortlich ist, wie z.B. die so genannte Niederlassungsfreiheit (Vertrag von Rom), die das Recht bedeutet, seinen Beruf europaweit auszuüben.

Auf europäische Ebene werden ein länderübergreifender politischer Kurs wie auch Programme für öffentliche Gesundheit festgelegt, die auch die Rolle von CAM oder Patientenrechte festlegen. Wesentliche, aktuelle Ziele der EU-Gesundheitspolitik sind:

  • Eindämmung der „Zivilisationserkrankungen“ (nichtinfektiöse chronische Erkrankungen)
  • Förderung von Gesundheit und gesundem Altern
  • Verstärkter Zugang zu Informationen über Gesundheit und Gesundheitsmaßnahmen für die Bürge*innenr
  • Verminderung krankheitsbedingter Arbeitsausfälle und verminderter Produktivität
  • Stärkung des Wirtschaftswachstums
Politische Arbeit für Shiatsu in der EU (Lobbying)

Die Ziele des DG Sanco, des „Gesundheitsministeriums der EU“, sind die 3 P’s: Prevention, Promotion und Protection.


Gemeinsam mit anderen CAM-Anbietern

Europaweit gibt es Schätzungen zufolge etwa 360.000 nichtärztliche CAM-Praktiker*innen (EFCAM, 2012). Dazu kommen weitere etwa 160.000 Ärzt*innen, die (so CAMDOC, das europäische CAM-Ärzte-Bündnis) CAM praktizieren. Letztere haben eine einflussreiche Lobby und vertreten eine so genannte „evidenzbasierte CAM“ oder „integrierte Medizin“ („medizinische CAM“), die Ausübung von CAM (ausschließlich) durch Ärzt*innen. Einfluss haben sie auch dadurch, dass sie enge Beziehungen zu Wissenschaftler*innen haben und beruflich bereits bestens anerkannt sind.

Der erste Schritt der European Shiatsu Federation (ESF) auf dem Weg der europaweiten Anerkennung von Shiatsu war die Etablierung einer Dachorganisation (EFCAM), die CAM-Organisationen repräsentiert und vertritt, und durch die vergleichsweise große Zahl an Mitgliedern, die sie vertritt (2012 waren es etwa 170.000 in ganz Europa) mehr politisches Gewicht hat als die Einzelvertretung einer Methode (z.B. der europäische Dachverband für Shiatsu).

Eine CAM-Methode allein (wie z.B. Shiatsu) hat keine realistische Aussicht auf Berücksichtigung durch die europäischen Behörden. Erst der Zusammenschluss mit anderen, ähnlichen Methoden bringt die Möglichkeit einer Berücksichtigung durch die Gesetzgebung.


Argumente für die Anerkennung von CAM

Ein wichtiger Punkt, der für die Regulation von CAM auf europäischer Ebene spricht, ist der Umstand, dass CAM in Europa von vielen Patient*innen und vielen Anwender*innen – Ärzt*innen und Nicht-Ärzt*innen – genützt wird. Bis zu 86 Prozent der EU-Bürger*innen nutzen CAM, wobei der Großteil der Angebote privater Natur ist, d.h. außerhalb des offiziellen Gesundheitssystems angeboten wird. Und das bedeutet, dass sich vor allem besser situierte / besser verdienende Menschen komplementäre und alternative Methoden zur Förderung und Erhaltung ihrer Gesundheit leisten können, was in einem grundsätzlichen Widerspruch zum Prinzip der EU steht, seinen Bürgern einen gleichermaßen guten Zugang zur bestmöglichen Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Und steht zugleich auch in Widerspruch zum EU-eigenen Gesundheitsprogramm für 2008 bis 2013, das als Zielsetzung “the programme should recognise the importance of a holistic approach to public health and take into account….complementary and alternative medicine in its actions” formulierte.

  • Untersuchungen belegen, dass sich viele EU-Bürger selbst dann, wenn CAM nicht überall und für jeden zugänglich ist, eine informierte Wahl wünschen, die auf klaren und leicht erreichbaren Informationen beruht. Ein solcher, einfacher Zugang zu relevanten Informationen über CAM entspricht zudem der EU-Gesundheitsrichtlinie, dass ihre Bürger die Möglichkeit haben sollen, gute Entscheidungen in Hinblick auf ihre Gesundheit zu treffen.
  • Forschungsdaten legen nahe, dass Menschen, die CAM nutzen, die Behandler-Klient-Beziehung mit ihrem ganzheitlichen und personenzentrierten Zugang schätzen, dass sie CAM als sicher betrachten und dass sie die Risiken von konventioneller Medizin und alternativen Methoden unterschiedlich einschätzen.

Das Angewiesensein auf private Anbieter, das Fehlen von unabhängigen Quellen mit zuverlässigen Informationen, ebenso wie das Fehlen von gesicherten Daten über die Sicherheit von CAM-Anwendungen schaffen Hindernisse in Hinblick auf Zugang, zuverlässige Informationen und sichere, vertrauenswürdige Behandlungen.

  • Es gibt keine einheitliche Regelung für CAM in Europa. Kurz gesagt gibt es ebenso viele Regelungen wie Mitgliedsstaaten.
  • In manchen Mitgliedsstaaten kann CAM durch ÄrztInnen ausgeübt werden, unabhängig von ihrer Ausbildung in der jeweils spezifischen Methode. Und in den meisten Ländern werden CAM-Anwender toleriert, allerdings ohne formale Anerkennung oder Regulierung.
  • Es gibt keinerlei Harmonisierung der Berufsausbildungen weder für Ärzte noch für Nicht-Ärzte (PraktikerInnen), aber einige Methoden haben ihre eigenen, freiwilligen europaweit geltenden Ausbildungsrichtlinien. Diese Richtlinien von privaten Ausbildnern (Schulen, Verbänden) für Ärzte wie auch Nicht-Ärzte – universitäre Ausbildungslehrgänge sind selten – haben sehr unterschiedliche Levels und Qualitäten. Ihr Ziel ist es, einen Rahmen zu schaffen, in dem eine sinnvolle Ausbildung möglich ist und eine sich daraus ergebende sichere Anwendung der jeweiligen Methode für PatientInnen/KonsumentInnen (wobei nachvollziehbar ist, dass für unterschiedliche Methoden auch unterschiedliche Erfordernisse gegeben sind).

Alle diese Faktoren begrenzen sowohl den Zugang und das Recht CAM zu praktizieren als auch den länderübergreifenden Zugang sowohl für Ausübende wie auch für PatientInnen/KonsumentInnen.

  • Die Rolle von CAM und ihre Beiträge sind vielfältiger als die von konventioneller Medizin. Sie reichen bei CAM von der Unterstützung und der Unterweisung für allgemeines Wohlbefinden, Gesundheitskompetenz, Gesunderhaltung, Vermeidung von Erkrankungen (insbesondere chronische Erkrankungen) über die Behandlung von einer breiten Palette von Erkrankungen bis hin zu Palliativmedizin und zur unterstützenden Begleitung von Menschen am Lebensende. Im Unterschied zur konventionellen Medizin liegt der primäre Fokus nicht auf der Erkrankung, vielmehr steht bei CAM die Gesundheit und ihre Erhaltung im Zentrum der Bemühungen.
  • Die Forschung zeigt, dass „self empowerment” (Selbstermächtigung) und ein gleichwertiger Partner im Gesundheitsprozess zu sein, wesentliche Faktoren sind, gesunderhaltende Maßnahmen zu setzen und sicherere oder effektivere Behandlungen (bei bestehender Erkrankung) zu wählen. Individuelle CAM-Anwendungen können die Effektivität stärken, so wie Shiatsu beispielsweise die Gesunderhaltung und die Gesundheitskompetenz stärkt, zugleich aber auch bei Erkrankungen zu unterstützen vermag.
  • Darüber hinaus gibt es (wissenschaftlich belegt) zwar noch schwache, aber durchaus zunehmende Hinweise auf die Kosteneffektivität von CAM.
  • Spezialisten im Gesundheitssystem sind vielfach nur unzureichend informiert über CAM, ihre Möglichkeiten, ihre Beiträge begleitend zu einer konventionellen Behandlung und ihre generelle Sicherheit. Hier gibt es viele Vorurteile und wenig Fakten.
  • CAM kann unabhängig von konventioneller Medizin angewendet werden oder auch begleitend. Auch hier zeigt die Forschung, dass EU-Bürger die Wahlmöglichkeit haben möchten und gegebenenfalls, wenn es für den Patienten sinnvoll ist, auch begleitend zur Anwendung konventioneller Medizin.
  • Viele Anbieter und Konsumenten von CAM sind der Ansicht, dass CAM in konventionelle Medizin integriert seine Attraktivität und Effektivität zumindest teilweise verliert, wollen CAM aber parallel zu konventionellen Behandlungen anwenden, wenn es zum Besten des PatientInnen/KonsumentInnen ist.

All diese Hauptanliegen stehen miteinander in Beziehung, verschränken sich gleichsam: Gleicher Zugang für alle Bürger beruht auf korrekter und gut zugänglicher Information, akkreditierten und gut ausgebildeten Anbietern sowie angemessener Anwendung begleitend zu konventioneller Behandlung. Dass es ausreichend akkreditierte und gut ausgebildete Anbieter gibt, wiederum hängt von angemessenen Regulierungen ab und von zugänglicher klarer Information für die politisch Handelnden/Entscheidenden. Die Anwendung von CAM begleitend zu konventioneller Medizin hängt nun wieder von sinnvollen Regulierungen ab und solider Information…


EFCAM (European Forum for Complementary and Alternative Medicine)

Die EFCAM, 2004 gegründet, ist eine Plattform innerhalb der EPHA (European Public Health Alliance, Europäische Allianz zur Förderung öffentlicher Gesundheit) und Sprachrohr gemeinsamer Anliegen und Absichten von BehandlerInnen, PatientInnen und sonstigen NutzerInnen vom komplementären und alternativen Gesundheitsmethoden. Die Hauptanliegen der EFCAM („Promoting Equality of Access to Holistic Healthcare in Europe“) sind:

  • create a permanent forum for the exchange of views and information,
  • act as a single point of reference for the EU institutions on policy and regulatory issues relevant to CAM,
  • prepare political actions to have CAM fully recognised throughout Europe

Waren zu Beginn auch ärztliche Anbieter von CAM-Methoden in EFCAM vertreten, so haben sich die Ärzte in einer eigenen Organisation, den CAMDOCS zusammengeschlossen und propagieren „Integrierte CAM“ („Evidenzbasierte CAM“), die von Ärzten ausgeübte Verbindung von Schulmedizin mit komplementären und alternativen Ansätzen.

EFCAM ist Mitglied des EUHPF (European Health Policy Forum), des wichtigsten politischen Beratungsforum des DG Sanco („Gesundheitsministeriums der EU“), das unmittelbaren Einfluss auf die europäische Gesundheitspolitik hat. EFCAM wird offiziell zu EU-Beratungen und -Programmen geladen.


EUROCAM (CAM – For A Healthier Europe)

Der nächste Schritt in Richtung europaweiter Anerkennung von CAM war die Bildung eines Bündnisses mit Patienten-, Ärzte-und Hersteller-Organisationen, EUROCAM, um zu zeigen, dass

  • CAM ein Teil des Alltages vieler Bürger ist, und
  • CAM den Wert der EU-Programme zum Thema Gesundheit und Gesundheitsbildung, gesundes Altern, das Wohlsein der Bürger, zur Leistungsfähigkeit und zu leistbare Gesundheitskosten aufwertet.


Ärztliche und nicht-ärztliche CAM

CAM betreffend gibt es zwei primäre Interessensgruppen in der EU: (primär) Ärzte, die eine „medizinische CAM“ befürworten, die nur von Ärzten ausgeübt werden kann, und (primär) Nicht-Ärzte, die einen breiteren Zugang befürworten, in dem auch Nicht-Ärzte CAM ausüben können und CAM zugleich vorrangig auf Gesunderhaltung und Prävention ausgerichtet ist.

  • Die Unterschiede zwischen „CAM-Docs“ und nicht-ärztlichen CAM-Praktizierenden liegen grundsätzlich nicht so sehr in der Ausbildung als vielmehr im grundlegenden Recht ihre Methoden anbieten zu können (abgesehen von wenigen Ausnahmen, z.B. HeilpraktikerInnen in Deutschland).
  • CAM wird von EFCAM als „public health practice“ propagiert (Gesundheitserziehung, Gesundheitserhaltung, Gesundheitsvorsorge …) nicht (primär) als Behandlungsmethode („CAM is a public health practice, not a health practice per se, encompassing health services across the course of life. Ist primary focus is health not illness“).
  • EFCAM, die den breiteren Standpunkt gegenüber CAM einnimmt, vertritt aktuell kaum Ärzte, hat damit aber auch die Notwendigkeit, Parteienstellung gegenüber den ärztlichen CAM-Organisationen zu bewahren bzw. in manchen Bereichen überhaupt erst zu gewinnen.


Aktuelle Strategie: Von CAM („Complementary and Alternative Medicine”) zu „Complementary and alternative Sustainable Health Care” (komplementäre und alternative nachhaltige Gesundheitspflege)

Während der letzten Jahre war das Bestreben primär darauf gerichtet, zu zeigen, was Shiatsu kann und welchen Beitrag es für Gesundheit im weitesten Sinn leisten kann. Wurden die Beiträge von Shiatsu auf „unterer Ebene“ befürwortet, so wurden sie auf höherer Ebene dann aber doch blockiert. Ein wesentliches Problem war die immer wieder gestellte Frage nach der Evidenz. Und Gespräche wurden oft erst dann als sinnvoll erachtet, wenn Evidenz nachgewiesen wird / werden kann.

Dazu kommt, dass die letzte Resolution zu CAM 1997 erfolgte, die EU-Entschließung auf Basis des Connors-, ursprünglich Lannoye-Reports. Der wahrscheinlich wichtigste Grund liegt darin, dass nicht genügend politischer Druck bzw. Notwendigkeit auf diesen Themen liegt.

Die Bestrebungen gehen nunmehr weg von einer direkten politischen und/oder medizinischen Anerkennung von CAM und betonen zunehmend den Beitrag von CAM zur Bewahrung und Förderung von Gesundheit: Public Health mit einem stärkeren Fokus auf Wohlbefinden, Gesundheitserhaltung, Gesundheitsförderung und Prävention (anstelle von Krankheitsbehandlung): „with a greater focus on wellbeing, health maintenance, health promotion, prevention of illness than on treatment of illness. Nevertheless its unique capacity is it’s integrated totality of effects enabling it to deliver wellness, health education, self-empowerment and personally sustainable and longer term treatent for chronic illness“. Dieser Weg umgeht die „medizinische Opposition” und bringt Möglichkeiten für politische und wirtschaftliche Partnerschaften. Zudem liefert dieser Ansatz Argumente für eine Anerkennung und Regulierung von CAM – unabhängig von einer Anerkennung durch die Medizin.

CAM-Praktizierende arbeiten größtenteils als „Health Service Provider“ in Einzel- oder Kleinunternehmen (small business), deshalb ist aktuell das vorrangige Ziel der politischen Arbeit die gesetzliche Anerkennung von CAM als Beruf und das Recht CAM über alle EU-Grenzen hinweg auszuüben, wenn die PraktikerIn in dieser Methode sicher und effektiv ausgebildet worden ist. Wesentliche Ansatzpunkte sind „Right of Work“ und „Crossborder Right“, also das Recht die Leistungen überall in Europa ausüben und anbieten zu können. Zuständig dafür sind die Generaldirektionen Binnenmarkt und Dienstleistungen (DG Internal Market) sowie Beschäftigung, Soziales und Integration (DG Employment).

Im Meeting mit DG GROW on the Internal Market rights of CAM Professionals (18. April 2016) führt Seamus Connolly (Präsident von EFCAM) aus, dass das Umsatzvolumen aller CAM-Praktizierenden (ärztliche und nicht-ärztliche Anbieter zusammengerechnet) europaweit geschätzt bei über 8 Milliarden Euro liegt, wobei keine konkreten und aktuellen Zahlen vorliegen:

  • 500.000 Anbieter x 10 Klienten/Woche x 46 Wochen/Jahr x 35 Euro/Sitzung = 8,050,000,000 Euro

CAM, so der Forschungsbericht zu CAM („Final Report of Cambrella“), wird in den unterschiedlichen Mitgliedsländern von bis zu 86 Prozent der Bevölkerung in Anspruch genommen, europaweit durchschnittlich von etwa 30 Prozent. Weil CAM aber fast ausschließlich privat zu bezahlen ist, werden deren Möglichkeiten primär von sozial und finanziell gut situierten Personengruppen genutzt.


Complementary and Sustainable Healthcare

Im Verständnis von EFCAM ist CAM in erster Linie a public health service, encompassing practices across the course of life for:

  • self-responsibility for health, health education, health maintenance, prevention of illness and
  • personally sustainable treatment of illness, particulary chronic illness

Ergänzend wird ausgeführt (“Notes for meeting with DG Grow on the Internal Market rights of CAM Professionals – April 18th 2016”, Seamus Connoly, EFCAM):

  • “CAM practices have a broad range including healthy physical practices, nutrition, lifestyle practices, prevention and treatment of chronic illness and end of life care.
  • CAM practices are based on distinct philosophical, methodological and whole person diagnostic principles (as distinct from diagnosis of illness), methodologies and practices. The 40 or so well-known practices include: Acupuncture, Aroatherapy, Cranio-sacral therapy, Kinesiology, Herbal Medicine, Homeopathy, Osteopathy, Reflexology, Reiki, Shiatsu Tai´Chi, Yoga etc.
  • CAM is a systematic whole approach offering an integrated totality of application and effects. The emphasis is on health and wholeness in the first place, on the maintenance of health and prevention of illness, and secondarily, on treatment of the cause of illness within that holistic framework. CAM practices are primarily health, rather than illness or medical practices.
  • CAM professionals see themselves as enablers as much as providers working in active collaboration with the client where self-responsibility for health, and health education are an integrated part of the approach.
  • CAM is mostly non-invasive and has a good safty record.
  • It can be delivered independently of, or complementary to, conventional medicine.
  • Health maintenance and self-care, and prevention of illness are the primary reasons known for the use of CAM, followed by treatment for chronic illness.


Grundlagen einer Regulierung im medizinischen Bereich

Von Bedeutung für eine Regulierung von CAM im medizinischen Bereich sind

  • die Einstufung im European Qualifikation Framework EQF (bzw. National Qualifikation Framework NQF),
  • ein Lernerfolg(Kompetenz)basiertes Curriculum, und
  • „Evidenz“ im medizinischen Bereich (wissenschaftlich nachgewiesene Wirksamkeit und Sicherheit).


Quellen und weiterführende Texte