Metaanalyse zeigt Wirksamkeit von Shiatsu
In ihrer Dissertation „Die transkulturelle Integration außereuropäischer Konzepte in den zweiten deutschen Gesundheitsmarkt, dargestellt am Beispiel Shiatsu“ (https://opus4.kobv.de/opus4-euv/frontdoor/index/index/docId/216, Fakultät für Kulturwissenschaften Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder) beschreibt Andrea Kleinau das Verhältnis von Shiatsu und (westlicher) Schulmedizin und bestätigt in einem Review die Wirksamkeit von Shiatsu.
Shiatsu und die Schulmedizin
Shiatsu wird von Andrea Kleinau als Teil der heterodoxen (häretischen, abtrünnigen, ketzerischen, irrgläubigen) Medizin gesehen, die schulmedizinische Erkenntnisse mit Althergebrachtem kombiniert.
Heterodoxe Verfahren, wie eben Shiatsu, werden von der (westlichen) Schulmedizin im Allgemeinen abgelehnt. Die (bislang) fehlende Einbindung in den ersten Gesundheitsmarkt, dem Kernbereich der Gesundheitswirtschaft (primär finanziert durch gesetzliche und private Krankenversicherungen) bedeutet aber nicht, so Kleinau, dass es für Shiatsu keine Einsatzmöglichkeiten in diesem Bereich gäbe. Es fehle vielmehr bislang eine integrierende Theorie.
Betrachtet man das Verhältnis von Schulmedizin und anderen („heterodoxen“) Ansätzen, so zeigt sich, dass die Schulmedizin innerhalb nur eines einzigen Jahrhunderts die nahezu uneingeschränkte Vorherrschaft in Gesundheitsfragen erlangte. Damit hörten nicht-schulmedizinische Praktiken zwar nicht auf zu existieren, gerieten aber zunehmend ins gesellschaftliche Abseits. Das hat sich aber auch wieder mit den 1970er-Jahren verändert und nicht-schulmedizinische Methoden begannen wieder populärer zu werden.
Ein Problem im Verhältnis von Schulmedizin und heterodoxen Methoden liegt Kleinau zufolge, zudem in der Terminologie von Alternativ- und Komplementärmedizin, die primär „Nutzungsformen“ bezeichnen:
- Alternativmedizin impliziert ein gegensätzliches (antagonistisches) Verhältnis zur Schulmedizin, wohingegen
- Komplementärmedizin eine ergänzende Stellung einnimmt.
Der Begriff der Heterodoxie wiederum, der von Bourdieu inspiriert ist, vermag den konzeptionellen Kontrast zwischen Schulmedizin und anderen Verfahren insofern gut zu fokussieren, als auf diese Weise wieder eine Vielfalt von Vorstellungen und Techniken im Sinne eines medizinischen Pluralismus möglich werden.
Starke Wirkung von Shiatsu im Behandlungsalltag, schwache Wirkung im streng wissenschaftlichen Alltag
Shiatsu, so Kleinau, wurde in den letzten beiden Jahrzehnten mehrfach und weltweit durch Ärzte, Kliniken und Behandler sowie der Weltgesundheitsorganisation als Ansatz vorgeschlagen und zur Behandlung von Patienten mit einer breiten Palette verschiedener, auch chronischer Beschwerden eingesetzt. Ebenso bei gesunden Menschen, die sich davon eine Verbesserung ihrer Fähigkeit zum Umgang mit den zwar normalen, jedoch häufig erheblichen Belastungen des Alltags erhofften. Studien berichteten entsprechend beispielsweise über substanzielle Verbesserungen bei Menschen mit chronischen Schmerzen, nach Chemotherapie, bei Fibromyalgie, klimakterischen Beschwerden, Angststörungen, Depressionen, Bluthochdruck und Stress.
Auffällig in der Gesamtschau der Untersuchungen zeigt sich, dass Shiatsu im Behandlungsalltag starke Effekte aufweist, in einer streng wissenschaftlichen Umgebung allerdings nur eher schwache Effekte. Daraus, so Andrea Kleinau, lässt sich schließen, dass ein Prozess der ,,Bedeutungserteilung”, wie er „in der dynamischen Passung“ (des Behandlungsalltags) angelegt ist, in einer streng wissenschaftlichen Umgebung nicht reproduziert bzw. präzise und angemessen beschrieben werden kann. Und das bedeutet, dass aus den schwachen Effekten in einer streng wissenschaftlichen Umgebung nicht auf eine Nicht-Wirksamkeit von Shiatsu geschlossen werden kann, Shiatsu seine Wirksamkeit im Behandlungsalltag zeigt.