Die Jahreszeiten im traditionellen China
Anders als in unserer westlichen Tradition geht man im traditionellen China, analog zu den Fünf Wandlungsphasen, von fünf Jahreszeiten aus. Diese fünf Jahreszeiten sind Frühjahr (Element Holz), Sommer (Element Feuer), Herbst (Element Metall), Winter (Element Wasser) und die Übergangszeiten (Doyo, Element Erde). Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter erstrecken sich über jeweils 73 Tage, und die Jahreszeit Erde über viermal etwa 18 Tage (jeweils etwa 18 Tage zwischen Frühjahr und Sommer, zwischen Sommer und Herbst, zwischen Herbst und Winter und zwischen Winter und Frühjahr).
Im Frühjahr ist das Holz die vorherrschende Kraft. Die Zeit des Frühjahrs ist durch das Wirken des Elementes Holz, im menschlichen Organismus durch die Vorherrschaft des (Holz-) Organes Leber, charakterisiert. Entsprechend zeigt sich im Frühjahr die Leber-Qualität des Pulses, er ist gespannt.
Der Sommer steht unter der Herrschaft des Feuers (Herz), der Herbst unter der Herrschaft des Metalls (Lunge) und der Winter unter der Herrschaft des Wassers (Niere). Die Qualität der Übergangszeiten entspricht dem Element Erde und ist jeweils von den angrenzenden Jahreszeiten geprägt. Die Erde-Zeit im Übergang zwischen Sommer und Herbst beispielsweise ist charakterisiert durch die Qualität des Sommers (Yang) und die Qualität des Herbstes (Yin).
Spürbar wird das in dieser Zeit dadurch, dass die Tage warm, ja oft geradezu heiß sind (fast so wie im Sommer), die Nächte jedoch haben schon merklich herbstlich-kühle Qualität. Während man also tagsüber baden und in der Sonne liegen kann, braucht man für den Abend schon einen Pulli.
Ähnlich deutlich ist auch die Übergangszeit zwischen Winter (Yin) und Frühjahr (Yang), die – so wie die Übergangszeit zwischen Sommer und Herbst – einen Wechsel von Yin nach Yang bzw. von Yang nach Yin (und damit einen grundlegenden Polaritätswechsel des Kosmos) bedeutet. Die Übergänge vom Frühjahr zum Sommer (von kleinem Yang zu großem Yang) und vom Herbst zum Winter (von kleinem Yin zu großem Yin) sind weniger grundlegend und auch weniger deutlich.
Erde-(Übergangs-)Zeiten sind Zeiten, in denen sich der Organismus an den energetischen Wechsel, der den gesamten Kosmos durchdringt, anpasst. Erde-Zeiten, insbesondere im Übergang vom Winter zum Frühjahr und vom Sommer zum Herbst) sind wichtige Zeiten für die energetische Anpassung des Organismus und entsprechende Kuren.
Umdenken müssen wir, wenn uns die westlichen Zuordnungen zu den Jahreszeiten vertraut sind, in Hinblick auf die zeitliche Zuordnung der Jahreszeiten. Während wir hier bei uns im Westen die Frühjahrstagundnachtgleiche (im allgemeinen der 21. März) als Beginn des Frühjahrs betrachten, sieht das traditionelle chinesische Verständnis die Frühjahrstagundnachtgleiche als Mitte des Frühjahrs – jenes energetische Gleichgewicht, an dem die Kräfte des Tages (Yang) und die Kräfte der Nacht (Yin) im Gleichgewicht stehen.
Die Mitte des Sommers ist der 21. Juni (Sommersonnenwende), der längste Tag des Jahres, die größte Ausprägung der Yang-(Tag-)Kraft. Die Mitte des Herbstes ist der 23. September (Herbsttagundnachtgleiche), und die Mitte des Winters ist der 21. Dezember, die längste Nacht des Jahres, die stärkste Ausprägung der Yin-(Nacht-)Kraft.
Der 21. März (konkret die Frühjahrstagundnachtgleiche) bildet die Mitte des Frühjahrs. Das Frühjahr umfasst damit 36 Tage vor dem 21. März und 36 Tage nach dem 21. März – zusammen mit dem 21. März also 73 Tage und reicht vom 13. Februar (1. Tag des Frühjahrs) bis zum 26. April (73. Tag des Frühjahrs).
Auch die anderen drei (eigenständigen) Jahreszeiten werden so berechnet: Sommer 36 Tage vor dem 21. Juni und 36 Tage nach dem 21. Juni, Herbst 36 Tage vor dem 23. September und 36 Tage nach dem 23. September und Winter 36 Tage vor dem 21. Dezember und 36 Tage nach dem 21. Dezember. Die dazwischen liegenden Tage sind Erde-Tage:
Frühjahr | 13. 2. bis 26. 4. (14. 2. bis 26. 4. in Schaltjahren) |
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Erde | 27. 4. bis 15. 5. |
Sommer | 16. 5. bis 27. 7. |
Erde | 28. 7. bis 17. 8. |
Herbst | 18. 8. bis 29. 10. |
Erde | 30. 10. bis 14. 11. |
Winter | 15. 11. bis 26. 1. |
Erde | 27. 1. bis 12. 2. (27. 1. bis 13. 2. in Schaltjahren) |