Schlaf und Gewichtskontrolle

Chronisches Schlafdefizit und Schlafstörungen sind ein häufiges Phänomen unseres modernen Lebens. Man geht davon aus, dass sich die Schlaflänge seit 1910 von durchschnittlich neun auf sieben Stunden verkürzt hat und der menschliche Organismus sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht benötigt, um ein normales Funktionieren während des Tages zu ermöglichen.

1999 konnte K. Spiegel den Zusammenhang zwischen chronischem Schlafmangel und Veränderungen im Stoffwechsel aufzeigen. Die Ergebnisse der Studie unterstützen die Annahme, dass die Glukose/Insuli-Regulation und die Kontrolle des Hungers durch chronischen Schlafmangel gestört werden können. In einer 2004 veröffentlichten, dreizehnjährigen Studie von G. Hasler et al. konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen chronischem Schlafmangel und Gewichtszunahme bei jungen Erwachsenen aufgezeigt werden. Und auch die Untersuchung von J. Gangswish & S. Heymsfield weist auf einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Übergewicht hin: 73 Prozent der 32- bis 59-Jährigen, die weniger als vier Stunden pro Nacht schlafen, waren übergewichtig, aber nur 23 Prozent derer, die sechs Stunden pro Nacht schlafen. Man geht davon aus, dass dieser Zusammenhang mit der neuroendokrinen Kontrolle des Appetits in Verbindung steht.

Infolge von Stress führen die Hormone Cortisol und Adrenalin und die Sekretion von Leptrin und Grehlin zu einem unpassenden, erhöhten Konsum von hochkalorigem, schwerem Essen, Ablagerung von Fettgewebe und schließlich einer Insulin-Resistenz.

Untersuchungen zeigen auch einen Zusammenhang zwischen Atemproblemen im Schlaf (auch Schlaf-Apnoe) und metabolischen und vaskulären Entgleisungen mit Insulin-Resistenz. Weitere Studien bestätigen zudem eine Verbindung zwischen verzögerten Schlafphasen bei “späten Chronotypen” (Eulen) sowie saisonal bedingten affektiven Störungen (SAD, saisonale Depression) und Essgewohnheiten. So neigen die Nachteulen zu spätem Essen und auch SAD-Patienten zur kalorienreichen, schweren Mahlzeiten spät am Abend.

Insgesamt zeigt sich die Verbindung bestätigt, dass Übergewicht, chronische Müdigkeit und ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen mit Stress, Stimmung und Schlafverhalten verbunden sind.


Fragen für Diagnostik und Behandlung

Wichtige Fragen für den Arzt bei Patienten, die Probleme haben, abzunehmen oder ihr Gewicht zu halten, sind Fragen nach der Schlafdauer und ob der Schlaf erholsam ist. In diesem Fall sollte primär die Schlafstörung behandelt werden, um die Fähigkeit des Patienten zu stärken, sein Gewicht zu kontrollieren. Weitere wichtige Gesichtspunkte sind das eventuelle Vorliegen von saisonaler Depression (SAD), Schlafmuster des “späten Chronotyps” (Eulen), die ebenfalls ein effektives Gewichtsmanagement verhindern können.


Ratschläge für Patienten

Die Ratschläge, die Charles H. Samuels seinen Patienten gibt, die mit Gewichtsproblemen kämpfen:

  • Schlafe jede Nacht nach Möglichkeit sieben bis acht Stunden und gleiche ein eventuell vorhandenes Schlafdefizit am Wochenende aus.
  • Iss morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann.
  • Nimm am Morgen reichlich Protein zu Dir und nutze Mahlzeiten mit Protein, um Hungergefühle tagsüber zu verhindern.
  • Sei 30 Minuten pro Tag aktiv (z.B. Spazierengehen), fünf Tage die Woche.
  • Ermutigung ist wichtig, wobei der Fokus nicht so sehr auf der Gewichtsreduktion liegen soll, sondern vor allem darauf, wie man sich fühlt.