Chinesische Nudeln aus der Jungsteinzeit
Eine plötzliche Naturkatastrophe hat die Siedlung von Lajia in der Nähe des Gelben Flusses unter einer bis zu drei Meter hohen Lösschicht begraben. Im Zuge einer Ausgrabung hat ein interdisziplinäres Team um den Geologen Houyuan Lu (von der Chinese Academy of Sciences) auch eine Schale mit Nudelresten gefunden. Die Nudeln, etwa 3 Millimeter dick und einen halben Meer lang, von gelber Farbe und etwa 4.000 Jahre alt, ähneln den traditionellen La-Mian-Nudeln, die durch langes, wiederholtes Kneten und Ziehen des Teiges hergestellt werden.
Im Unterschied zu heutigen Nudelgerichten, die vorwiegend Weizenmehl als Basis haben, wurden diese Nudeln aus Hirse hergestellt, der in China heimisch war, bevor Weizen aus Zentral- und Westasien vor etwa 5.000 Jahren nach China kam.
Der Nudelfund lieferte den ersten direkten Beweis, dass die Bauern aus Lajia bereits in der Jungsteinzeit über Wissen und Können verfügten, Getreidekörner zu Mehl aufzuschließen und zusammen mit Wasser zu einem Teig zu verarbeiten – was einiges an Geschick voraussetzt, da ein La-Mian-Koch auch heute noch Jahre benötigt, den Teig mit den Händen zu Tausenden Nudelfaden auseinander zu ziehen.
Schriftlich erwähnt werden Nudeln in China (la mian bedeutet Nudel) erst in der Zeit der Han-Dynastie (25 bis 220 n. Chr.), und das älteste Nudelrezept wurde ebenfalls in China gefunden: Nudeln mit Hühnerfleisch, als Suppe serviert. Der Legende nach gelangte das Wissen um die Nudel-Herstellung 1292 durch Marco Polo von China nach Italien, was jedoch nicht den historischen Tatsachen entspricht, weil schon die Etrusker und arabische Kulturen Nudelhölzer und Teigzangen kannten. Wahrscheinlich waren es die Griechen, die die Nudeln nach Italien brachten.