Geschlechtergerechter und gendersensibler Sprachgebrauch
Auf dem Hintergrund, dass Achtsamkeit, Respekt und Wertschätzung füreinander Grundpfeiler des Shiatsu sind und dieser Zugang auch im Umgang mit Sprache bewusst(er) gelebt werden soll, hat der ÖDS 2021 einen Leitfaden für geschlechtergerechten und gendersensiblen Sprachgebrauch veröffentlicht.
Der Leitfaden enthält Empfehlungen und Anregungen für den Sprachgebrauch von Shiatsu-Praktiker*innen:
- im Kontext von Marketing- und Werbematerialien
- für die Kommunikation auf Webseiten und in Social Media
- für die Kommunikation mit Klient*innen, sowie
- für Vorträge, Kurse und Präsentationen.
Nachfolgend Auszüge aus den Leitlinien des ÖDS.[1]Weitere Erklärungen und Beispiele finden sich in der ÖDS-Leitlinie, die für Mitglieder im internen Bereich der ÖDS-Website heruntergeladen werden kann.
Der Begriff “Gender”
„Gender“ ist ein englischsprachiger Begriff und meint das soziale Geschlecht (gesellschaftliche Geschlechterzuschreibungen), während der englischsprachige Begriff „sex“ für das biologische Geschlecht steht.
„Gender“ im Sprachgebrauch
„Generisches Maskulin“
“Generische Maskulin” ist das, was wir alle kennen: Es wird eine maskuline Form verwendet (z.B. der ShiatsuPraktiker, die Shiatsu-Praktiker), auch wenn Frauen und andere Geschlechtsidentitäten eigentlich mitgemeint sind. Sprachwissenschaftliche und psychologische Studien zeigen aber: Wer nur mitgemeint ist, fühlt sich nicht eindeutig angesprochen. Meistens werden Formulierungen im generischen Maskulinum mit dem männlichen Geschlecht assoziiert. Frauen und andere Geschlechtsidentitäten bleiben also unsichtbar. Das generische Maskulin ist daher zu vermeiden.
Geschlechterneutrale Formulierungen
Durch geschlechterneutrale Formulierungen (z.B. Shiatsu-Praktizierende) werden verschiedene Geschlechtsidentitäten zwar nicht ignoriert, aber auch nicht sichtbar gemacht.
Der ÖDS schließt die Verwendung geschlechterneutrale Begriffe und Formulierungen nicht aus, denn oft sind neutrale Formulierungen eine Erleichterung. Allerdings ist zu bedenken, dass diese eigentlich nicht dem Ziel einer gendersensiblen Sprache – nämlich der Sichtbarmachung und Ansprache aller Geschlechtsidentitäten – entsprechen.
Wenn möglich, ist daher eine gendersensible Formulierung der genderneutralen vorzuziehen.
Gendersensible Sprache und gendersensibles Formulieren
Gendersensible Sprache und gendersensibles Formulieren haben zum Ziel
- sowohl Frauen als auch Männer als auch andere Geschlechtsidentitäten sichtbar zu machen,
- präzise zu formulieren, wer angesprochen wird, und
- die Diskriminierung all derjenigen zu vermeiden, die sich nicht in einem starren, binären Geschlechtermodell wiederfinden können oder wollen.
Nennung beider Geschlechter
Durch die konkrete Verwendung von männlichen und weiblichen Formulierungen (z.B. Shiatsu-Praktiker und Shiatsu-Praktikerinnen) werden deutlich sowohl Frauen als auch Männer sichtbar gemacht.
Vor allem im mündlichen Sprachgebrauch ist dies oft eine gute Lösung, die der ÖDS durchaus verwendet.
Zu bedenken ist dabei allerdings, dass diese Formulierungsvariante explizit ein binäres Geschlechtermodell abbildet, ohne für etwaige andere Geschlechtsidentitäten explizit Raum zu lassen.
Der Gender-Stern
Mit dem Gender-Stern (auch: Gendersternchen oder Gender-Star) lässt sich die Geschlechtervielfalt jenseits eines binären Geschlechtermodells sichtbar machen. Der Gender-Stern drückt sprachlich die Gleichstellung aller Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrer Geschlechtsidentität – aus, bildet Vielfalt ab und trägt zu einer inklusiven Sprache bei.
Der ÖDS hat sich für den Gender-Stern entschiedeen
Für die Umsetzung einer gendersensiblen Sprache hat sich der ÖDS für die Verwendung des so genannten „Gender-Sterns“ entschieden.[2]Alternativen einer gendersensiblen Sprache wären das “Binnen-I”, der “Gender-Doppelpunkt” und die “Gendergap” gewesen.
Anwendungsregeln und Beispiele für den Gender-Stern in der geschriebenen Sprache
Der Gender-Stern * wird zwischen die männliche und weibliche Endung eines Wortes eingesetzt, wenn der Wortstamm gleich bleibt:
- Shiatsu-Praktiker*innen- Lehrer*innen und Schüler*innen
- Klient*innen
- Expert*innenwissen
- Im Ausbildungsangebot ist für jede*n etwas dabei
Der Gender-Stern * wird zwischen die männliche und weibliche Form eines ganzen Wortes gesetzt, wenn der Wortstamm sich ändert, und zwischen die männliche und weibliche Form eines bestimmten bzw. unbestimmten Artikels bzw. Pronomens:
- der*die Shiatsu-Praktiker*in kontaktiert seine*ihre Klient*innen
- ein*e Arzt*Ärztin
- alle Informationen, die er*sie braucht
Wenn der Gender-Stern* zwischen die kompletten Worte gesetzt werden muss (wegen unterschiedlicher Wortstämme), kann gewählt werden, in welcher Reihenfolge die männliche bzw. weibliche Form geschrieben wird:
- der*die Arzt*Ärztin
- die*der Ärztin*Arzt
Akzeptable „Shortcuts“:
Manchmal ergeben sich aus diesen Anwendungsregeln eher sperrige Formulierungen, wie z.B.
- die Bedürfnisse des*der Klienten*Klientin
- des*der Shiatsu-Praktikers*Shiatsu-Praktikerin
Dann sind Vereinfachungen akzeptabel, wenn auch nicht 100%ig korrekt, also z.B.
- die Bedürfnisse des*der Klient*in,
- des*der Shiatsu-Praktiker*in
Anwendung in der gesprochenen Sprache
In der gesprochenen Sprache gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Gender-Stern hörbar machen: in der gesprochenen Sprache wird der Stern, wie auch der Unterstrich beim Gendergap durch eine kurze Pause, den sogenannten glottalen Stopp, deutlich gemacht.
- Männliche und weibliche Formen benennen und ansprechen: Shiatsu-Lehrerinnen und Shiatsu-Lehrer, …
- Geschlechterneutrale Begriffe können oft helfen und vereinfachen: ShiatsuPraktizierende, …
Anmerkungen