Die drei Fahrzeuge (yana) des Buddhismus

Der Buddhismus war von etwa 500 v. Chr. bis 1.000 n. Chr. die beherrschende Religion in Indien und durchlief dabei drei deutlich unterscheidbare Stadien, in denen jeweils besondere Aspekte im Vordergrund standen.

Das erste Stadium der Entwicklung des Buddhismus, das etwa 500 Jahre dauerte, wird als Hinayana oder “kleines Fahrzeug” bezeichnet. Die Betonung in dieser Zeit liegt vor allem in ethischen und psychologischen Aspekten hinsichtlich der Auslegung des Dharma. Man studierte und analysierte den menschlichen Geist, insbesondere in Bezug auf Meditation und höhere Zustände des Bewusstseins. Weitere zentrale Themen waren die ethische Disziplin und monastische Regeln.

Das zweite Stadium, das ebenfalls 500 Jahre dauerte, wird als Mahayana oder “großes Fahrzeug” bezeichnet. Im Vordergrund stehen metaphysische und devotionale Elemente. Ohne die ethischen und psychologischen Gesichtspunkte des Hinayana abzulehnen, sucht man tief greifende Begriffe und Vorstellungen für das Wesen der Realität. Gleichzeitig legte man mehr Wert auf das devotionale Element, auf die Verehrung der Buddhas und Bodhisattvas und die Gefühle von Ehrfurcht, Liebe und Respekt.

Das dritte Stadium, zwischen etwa 500 n. Chr. und 1.000 n. Chr., wird als Vajrayana oder “Diamantfahrzeug” bezeichnet. In dieser Phase des Buddhismus standen – wieder unter Beibehaltung der bisherigen Traditionen – die Ausführung ritueller Akte und Prozeduren mit bestimmten archetypischen Inhalten und Bedeutungen im Vordergrund und eine Form der “esoterischen Meditation”, die sich nur unter der Leitung eines Gurus nach regelrechter Initiation und Ermächtigung ausüben lässt.

Die erste Phase des Buddhismus (Hinayana) betont also vor allem die ethisch-psychologischen Aspekte, die zweite Phase (Mahayana) die metaphysisch-devotionalen Aspekte und die dritte Phase (Vajrayana) die ritualistisch-yogistischen Aspekte.[1]Im tibetischen Buddhismus werden die drei yanas nicht bloß als historisch aufeinander folgende Entwicklungsphasen betrachtet, sondern – eng verbunden mit der Lehre von Atisa – als drei … weiterlesen

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Im tibetischen Buddhismus werden die drei yanas nicht bloß als historisch aufeinander folgende Entwicklungsphasen betrachtet, sondern – eng verbunden mit der Lehre von Atisa – als drei aufeinander aufbauende Stadien des individuellen Entwicklungsweges; Darstellung nach Sangharakshita – Einführung in den tibetischen Buddhismus. Herder Verlag 2000