Der Zungenkörper (She Zhi) in der Zungendiagnostik

Wichtige Aspekte bei der Betrachtung des Zungenkörpers (She Zhi) sind seine Vitalität, seine Form, seine Farbe und seine Beweglichkeit.

 
Die Vitalität (Shen Qi) der Zunge 

Eine gesunde Zunge hat eine angepasste Form, ist hellrot (blassrot), beweglich und hat einen dünnen, weißlichen und feuchten Belag. Sie ist feucht und glänzend. Eine solche Zunge deutet auf eine gesunde Fülle von Qi, Blut (Xue) und Säfte (Jin Ye) hin.

Eine junge Zunge hat noch viel Qi, Vitalität, Kraft. Sie ist lebhaft und fein strukturiert. Im Krankheitsfalle weist sie auf ein Leere- oder Kälte-Syndrom hin.

Eine alte Zunge ist hart und matt, das Zungengewebe ist rauh. Sie zeigt einen chronischen Zustand an. Die Reserven sind schon in Anspruch genommen.


Die Form der Zunge

geschwollene Zunge

Die geschwollene Zunge

Von einer geschwollenen (dicken, großen) Zunge spricht man, wenn die Zunge entweder dick (insbesondere an den Zungenrändern) oder breit ist. Mitunter füllt sie den gesamten Mundraum aus. Eine geschwollene Zunge deutet immer auf eine Feuchtigkeitsproblematik hin: Der Mittlere Erwärmer kann die Säfteproduktion nicht ausreichend kontrollieren, so dass Feuchtigkeit als Abfallsprodukt entsteht.

Ist die Zunge rötlich und geschwollen, ist dies ein Hinweis auf Feuchtigkeit und Hitze. Eine blasse und geschwollene Zunge zeigt hingegen Feuchtigkeit und Kälte an. 


Die schmale oder dünne Zunge

Bei der schmalen oder dünnen (mageren) Zunge handelt es sich um das Gegenstück zur geschwollenen Zunge. Schmal bezieht sich dabei auf die Breite der Zunge, dünn auf die Wandstärke (“Dicke”). Eine dünne (schmale) und kleine Zunge ist Folge von Trockenheit im Körper, d.h. einer Schwäche des Blutes, der Säfte und des Yin.

Eine blasse (blass-rote) und dünne (schmale) Zunge ist Hinweis auf eine Qi- und Blutschwäche, eine schmale (dünne) und dunkelrote (scharlachrote) Zunge hingegen zeigt eine Yin-Schwäche mit sekundärer Hitze an. 


Die rissige Zunge

Eine rissige Zunge zeigt ein fortgeschrittenes Stadium einer Schwäche im Yin-Bereich an. Eine Ausnahme bilden angeborene Risse, die nicht als pathologisch angesehen werden. 
Ist die Zunge blass, ist die Problematik mehr im Bereich des Blutes (Xue), ist sie rot, hingegen mehr im Bereich des Yin.


Die Zunge mit Zahnabdrücken

Zahnabdrücke sind Folge einer schon chronischen Fehlfunktion (Qi-Schwäche) des Verdauungsapparates, die oft konstitutionell (mit)bedingt ist und sich durch schlechte Ernährung noch weiter verschlechtert. 

 
Die Farbe der Zunge

Die Zungenfarbe zeigt an, ob Hitze oder Kälte vorliegt und, je nach Farbveränderung, wie tief die Krankheit eingedrungen ist. Die Farben des Zungenkörpers reichen von hellrot über dunkelrot, bordeaux, purpur bis schwarz bzw. von hellrot über blass, bläulich und lila bis hin zu blau und schließlich schwarz. Die Helligkeit oder Dunkelheit der Farbe gibt Aufschluss darüber, ob die Krankheit oberflächlich oder in der Tiefe eingedrungen ist.

Allgemein gilt, dass je blasser (heller) der Zungenkörper ist, desto deutlicher ist der Hinweis auf eine Schwäche von Qi und Blut aber auch auf eine Verlangsamung der dynamischen Prozesse, d.h. auf Kälte. Nimmt hingegen die Rötung zu, ist dies ein Hinweis auf eine gesteigerte Dynamik der energetischen Prozesse, d.h. auf Hitze.

 
Die blasse Zunge

Generell zeigt die blasse (blass-weiße: sie ist etwas blasser als eine normale Zunge) Zunge eine Qi- und Yang-Schwäche oder eine Schwäche von Qi und Blut an. 

Die Abstufung der Farben im “blassen Bereich” geht – gereiht nach der Schwere der Erkrankung – von blass über bläulich und lila bis hin zu blau und schließlich schwarz.

roter Zungenkörper

Die rote Zunge

Allgemein zeigt eine rote Zunge (sie ist etwas röter und dunkler als eine Zunge im Normalzustand) Hitze und Feuer an. Je dunkler die Farbe, desto tiefer ist die Hitze eingedrungen. Die rote Zunge ist generell relativ dünn und klein und ihre Oberfläche trocken. Vielfach finden sich auf der Zungenoberfläche zudem Risse. 

Die Abstufung der Farben “im roten Bereich” geht – gereiht nach der Schwere der Erkrankung – von feuerrot über dunkelrot nach bordeaux und schließlich schwarz. 

 
Die blauviolette (zyanotische) Zunge

Eine bläuliche, ins Violett oder Lila gehende Zunge zeigt eine Stagnation des Blutes infolge von Qi- oder Yang-Mangel (Kälte). Auch kleine bläuliche, ins violett oder lila gehende Punkte weisen auf eine Blut-Stagnation hin.
Ist Hitze die Ursache der Blut-Stagnation, ist die Zunge dunkel-violett oder streifig-rot. Kleine dunkle Punkte weisen ebenfalls auf eine Stagnation des Bluts hin.

 
Die schwarze Zunge

Eine schwarze Zunge ist ein Anzeichen eines sehr kritischen Zustandes, entweder einer Erschöpfung des Yin oder einer Erschöpfung des Yang.

 
Die Beweglichkeit der Zunge

 
Die Beweglichkeit der Zunge zeigt schwerwiegende Blockaden der Meridiane und Wind-Symptome an.

 
Die einseitige oder zur Seite hängende Zunge

Eine einseitige Zunge (sie ist deutlich ungleich, unsymmetrisch) oder eine zur Seite hängende Zunge (sie wird schief herausgestreckt) ist Hinweis auf einen (vorausgegangenen oder bevorstehenden) Hirnschlag.

 
Die zitternde Zunge

Eine rote und zitternde Zunge (der Zungenkörper zittert, er kann nicht kontrolliert werden) ist Hinweis auf inneren Wind. Eine blasse und zitternde Zunge weist auf Inneren Wind infolge einer unzureichenden Ernährung der Muskeln mit Qi und Blut hin.


Die sich unaufhörlich bewegende Zunge 

Die sich von selbst (unaufhörlich) bewegende Zunge ist Folge von innerem Wind