• Was macht die Identität eines Menschen aus?

    Die Frage, was die Identität eines Menschen ausmacht, beschäftigt die Philosophie in der Fragestellung, welche Beziehung zwischen einer Person in der Vergangenheit und einer Person hier und heute bestehen muss, damit beide (noch) als identisch gelten. Was darf mit einer Person passieren, damit sie dieselbe Person bleibt? Zwei Beispiele zur Illustration: Wenn Eltern am Bett ihres verunglückten Kindes stehen, das – wie die Ärzte mitteilen – nie mehr das Bewusstsein erlangen wird und ohne lebenserhaltende Geräte nicht zu leben vermag: Ist es immer noch ihr Kind (d.h. ein und dieselbe Person) oder liegt hier nur noch eine menschliche Hülle im Bett? Ein auf frischer Tat ertappter Mörder erleidet einen Hirnschlag,…

  • Egoismus und Altruismus. Die Moral Licensing-Theorie

    Der Mensch als Homo oeconomicus Die Ansicht, dass der Mensch ein machthungriger Egoist ist (“Homo homini lupus est”, “der Mensch ist dem Menschen ein Wolf”) geht auf den britischen Philosphen Thomas Hobbes (1588 bis 1679) zurück, der sich selbst im Kampf ums Überleben stets der Nächste ist. Und etwas später zeichnete der Schotte Adam Smith (1723 bis 1790) ein ähnliches, wenngleich etwas erfreulicheres Bild der menschichen Natur: Zwar handeln wir Menschen von Natur aus egoistisch, doch das sei gut so, denn dieses Streben um den eigenen Vorteil lässt die Wirtschaft floriern und schafft so den Wohlstand der Nation. Und so dominierte der “Homo oeconomicus” (John Stuart Mill, Philosoph und Ökonom,…

  • Spirituelle Intelligenz

    Nach dem IQ (Intelligenzquotient) und dem EQ (emotionale Intelligenz) erobert ein neuer Begriff die Aufmerksamkeit der Menschen – die Spirituelle Intelligenz (SI) oder „Intelligenz der Seele“. Diese ist aber nicht religiös oder esoterisch zu verstehen, sondern bedeutet so etwas wie die Fähigkeit den „Sinn des Lebens für sich zu entdecken“. Spirituelle Intelligenz so, die Danah Zohar (Bestseller-Autorin von „Spiritual Intelligence“; www.dzohar.com), hilft, die einseitig materielle Orientierung in unserer Gesellschaft zu überwinden und unsern Fokus auf diejenigen Dinge zu lenken, die das Leben wirklich lebenswert machen, nämlich Mitgefühl, Liebe und Verantwortung – Qualitäten, die unserem Leben einen höheren Sinn geben. Dem heutzutage häufig düsterem Bild einer zynischen Lebensauffassung, in der es…

  • Glück und Zufriedenheit. Glück kann man lernen

    Was ist Glück? Während die deutsche Sprach für “Glück haben” und “Glück empfinden” nur einen Begriff kennt, unterscheidet die englische Sprache “luck” (im Sinne von Glück haben) und “happiness” (im Sinne von Glück empfinden). Mit einer solchen sprachlichen Trennung ist es auch leichter nachvollziehbar, dass jemand Pech (kein Glück) haben kann und dennoch glücklich sein (Glück empfinden) kann. Äußere Faktoren tragen nämlich, so zeigt die moderne Sozialpsychologie, erstaunlich wenig zur Lebenszufriedenheit bei. Alle diese Faktoren wie Einkomen, Familienstand, Wohnsituation und ähnliches mehr erklären weniger als 15 Prozent der Stimmungsabweichungen zwischen den unzufriedenen, unglücklichen und zufriedenen, glücklichen Menschen. In Deutschland beispielsweise erklärt sich seit den eher kargen 1950er-Jahren ziemlich gleichbleibend nur…

  • Westliche Glücksforschung

    Während der Buddhismus schon immer die Überwindung des Leidens zum Ziel hatte und damit das Streben nach “echtem” Glück auf Grundlage der Entwicklung positiver Geisteshaltungen, war das Ziel der westlichen Psychologie vor allem Störungen des Geistes – Psychosen und Neurosen – zu lindern und zu heilen. Erst in den letzten Jahren gibt es den neuen Trend der “positiven Psychologie” oder “Glücksforschung”. Glück wird dabei als Summe unserer Gefühle und Gedanken betrachtet, die letztlich nicht zufällig sind, sondern auch bewusst beeinflusst werden können. Glück ist deshalb keineswegs zufällig, sondern (auch) eine Frage der kontinuierlichen Übung. Negative Gefühle sollen dabei aufgedeckt und akzeptiert, aber auch analysiert werden. Und schlussendlich werden ihnen positive…

  • Was ist Glück? Eine buddhistische Betrachtung von Geshe Sonam Rinchen

    Obwohl sich jeder Mensch nach Glück sehnt, ist schwer zu erkennen, was Glück wirklich ist, weil wir echtes Glück nur selten erleben – und es deshalb kaum erkennen und beschreiben können. Grundlegend unterscheidet der Buddhismus zwei Arten von Glück: Glück in der Verbindung mit dem Körper und Glück in der Verbindung mit dem Geist. Körperliches Glück besteht aus angenehmen Erfahrungen, die wir auf Grund von Sinneswahrnehmungen erleben, wie z.B. wenn wir etwas Schönes sehen, etwas Gutes essen oder etwas Schönes hören. Geistiges Glück hingegebn bezieht sich auf das geistige Bewusstsein, darauf dass wir sagen können, dass wir glücklich sind. Relatives Glück Das Glück, das wir Menschen erleben, ist häufig nicht…

  • Thomas Pogge – Philosophie der sozialen Verantwortung

    Für den Philosophen Thomas Pogge, Professor an der Yale-Universität (USA), zählen die Interessen eines jeden Menschen, überall auf der Welt, gleich. Wir sind deshalb, so das Zentrum seiner Lehre, zur Hilfe verpflichtet. Und das nicht nur wie ein Spaziergänger, der einem Kind helfen soll und muss, das in den Teich gefallen ist (wie es der australische Philosoph Peter Singer sieht), denn wir (die Angehörigen wohlhabender Nationen, sind nicht unschuldige Helfer. Wir sind vielmehr Mittäter, mitverantwortlich, weil wir durch die Aufrechterhaltung ungerechter globaler Spielregeln zum Fortbestand der Weltarmut beitragen.Es existiert nicht nur die lediglich “positive Hilfsplicht” den Armen gegenüber (Peter Singer), sondern zusätzlich eine “negative Gerechtigkeitspflicht”: Diese besagt, dass wir Anderen…

  • Gibt es den freien Willen? Die Sicht des Neurobiologen Gerhard Roth

    Die Frage des “freien Willens” – das Gefühl, dass unser bewusstes Ich der “Autor” unserer Handlungen, Gedanken und Wünsche ist und dass wir nicht völlig determiniert sind, sondern einen Handlungsspielraum haben (also auch anders hätten handeln können, wenn wir gewollt hätten) – ist in der westlichen Philosophie und Wissenschaft eng verbunden mit dem Problem des Körper-Seele-Dualismus des französischen Philosophen René Descartes (1596 bis 1650). Die Neurobiologie zeigt heute deutlich, dass auch im Gehirn alles nach bestimmten Naturgesetzen – und damit determiniert – abläuft. Bisher, so Professor Gerhard Roth[1]Professor Gerhard Roth (geboren 1942), promovierter Philosoph und Biologe, ist Direktor am Institut für Hirnforschung der Universität Bremen., “haben wir da nicht die…

  • Freie Entscheidungen sind eine Illusion. Der Ansatz von Wolf Singer

    Das Gehirn hat sich im Zuge der Evolution auf eine Weise entwickelt, so der Neurobiologe Wolf Singer, die nicht notwendigerweise zur Ausbildung eines unfehlbaren kognitiven Systems führt. Erkennen können wir nur, was wir beobachten, denkend ordnen und uns vorstellen können. Was unsere kognitiven Systeme nicht erfassen können, existiert für uns nicht. Zwei Prinzipien sind es, die die evolutionären Prozesse in Bezug auf die kognitiven Systeme zu verfolgen scheinen: Die Optimierung der Signalaufnahme: Aus der Fülle der verfügbaren Informationen geht es darum, vorwiegend nur diejenigen aufzunehmen, die für die Bedürfnisse des jeweiligen Organismus bedeutsam sind. Die Sinnessysteme der unterschiedlichen Organismen weisen deshalb eine hohe Selektivität und Spezifität auf, die sich auf…

  • Offene Fragen zu den Untersuchungen von Libet. Kritik an der gängigen Interpretation der Ergebnisse

    Die Experimente von Benjamin Libet, die dieser in der ersten Hälfte der Achtziger-Jahre durchgeführt hatte, untersuchten den zeitlichen Zusammenhang zwischen der bewussten Entscheidung zu einer Bewegung und der Einleitung der Bewegung auf der neuronalen Ebene. Dazu wurde das so genannte symmetrische Bereitschaftspotential gemessen, das auf Grund von neuronaler Aktivität vor allem im supplementär motorischen Areal beider Hirnhälften auftritt und offenbar in engem Zusammenhang mit der Einleitung von Bewegungen steht. Insofern scheint der Zeitpunkt, zu dem das Bereitschaftspotential auftritt, Schlüsse darüber zuzulassen, wann das Gehirn mit der Vorbereitung einer Bewegung beginnt. Das Bereitschaftspotential ist allerdings so schwach, dass es nicht einfach zum Zeitpunkt seines Auftretens gemessen werden kann, sondern über eine…