Magazin

alle Artikel

  • Dialog über das Berufsfeld von Shiatsu. Antwort auf Peter Itin (Frank Seemann)

    Lieber Peter, wir, der Vorstand der GSD und ich, als Autor des persönlichen Berichts vom GSD-Fachtag 2009 in Berlin begrüßen Deine Reaktion und Deine Anregungen (“Shiatsu-TherapeutIn” ist ein Beruf und mehr als “Shiatsu im Anwendungsfeld Therapie”) und nehmen dies gerne als Gelegenheit zum Dialog über das Berufsfeld von Shiatsu. Anfangs war ich über den Begriff “Replik” erstaunt, da ich in Deinem Schreiben wenig von “Gegenrede” finde. Aber vielleicht ist dies nur eine schweiz/deutsche Sprachverwirrung, wie wir sie ja kennen, denn in einer ähnlich lautenden Mail an mich, in der Du den Sachverhalt etwas modifiziert darstellst, sprichst Du von einem “Feedback”. Ich sehe zunächst, dass Du darin die Gelegenheit nutzt, noch…

  • “Shiatsu-TherapeutIn” ist ein Beruf und mehr als “Shiatsu im Anwendungsfeld Therapie”. Replik auf Frank Seemanns Bericht “Das Eine Shiatsu” (Peter Itin)

    Gerne möchte ich eine Replik geben auf den Beitrag “Das Eine Shiatsu – ein persönlicher Bericht von der GSD-Fachtagung 2009″ von Frank Seemann im Shiatsu Journal Nr. 58 (Herbst 2009). Es ist schade, dass die beiden Vorträge der Fachtagung nicht im Shiatsu-Journal abgedruckt wurden, weil ich es sehr wichtig finde, dass diese Diskussionen und Reflexionen breit geführt werden. Aus meiner persönlichen Sicht und aufgrund der Erfahrungen in der Schweiz besteht ein Unterschied darin, ob ich mich über die Methode (Shiatsu) oder über den Beruf (Shiatsu-Therapeut) definiere. Wenn ich mich als Shiatsu-Therapeut definiere, dann ist das mehr als das “Praktizieren meiner Methode in einem Anwendungsfeld genannt Therapie”. Der Begriff Shiatsu-TherapeutIn umfasst…

  • Das Eine Shiatsu. Ein persönlicher Bericht von der GSD-Fachtagung 2009 (Frank Seemann)

    Da lagen sie nun nach jahrelangen Ringen um die Textentwürfe endlich zur Fachtagung in Berlin 2009 vor: Die beiden Einleger zu unseren Anwendungsfeldern „Heilen” und „Gesundheitsförderung”. Ein toller Moment eigentlich. Dennoch war da in mir ein „Aber”. Bereits in den vergangenen Vorstandssitzungen war in Teilen des Vorstands ein Unbehagen an der Ausdifferenzierung dieser beiden Bereiche gewachsen. Waren wir dabei, unsere gewonnene Klarheit wieder in Fraktionen zu verlieren? Wie die anderen VS-Kolleglnnen hatte ich maßgeblich an der Idee des einen Shiatsu in verschiedenen Anwendungsfeldern mitgearbeitet. Aber im Vorfeld der Tagung hatte das Ringen um genaue Formulierungen deutlich zugenommen. Fast war es wie die Bewegung zwischen Yin und Yang: Wollte das eine,…

  • Zur Positionierung von Shiatsu im Gesundheitswesen von Morgen (Peter Itin)

    Gesundheit ist der „Megatrend“ der Gegenwart und zugleich ein riesiger Wachstumsmarkt. Ökonomen bezeichnen den Gesundheitsmarkt als den neuen „Kontradieff-Zyklus“, als den neuenn grundlegenden Motor der westlichen Volkswirtschaften. Er wird auf die Telematik folgen, der Fusion von Informatik/Computertechnologie und Telefonie/Telekommunikation. Professionelle ZukunftsforscherInnen vertreten die Ansicht, dass sich das staatlich eng reglementierte und geschützte Gesundheitswesen zu einem liberalisierten, boomenden Gesundheitsmarkt wandeln wird. Da der Leistungskatalog der Krankenversicherungen immer begrenzter wird, ergeben sich Verteilungskämpfe: welche Berufstätigen und welche Verfahren werden zukünftig noch in welchem Umfang über das Versicherungssystem finanziert? Der Trend ist vorgegeben: Gesundheit wird zur Privatsache, aus PatientInnen werden KundInnen. Auf dem Gesundheitsmarkt von Morgen werden vielfältige, differenzierte Dienstleistungen und Konsumgüter zur…

  • Shiatsu im Spannungsfeld zwischen Gesundheitsberufen und Gewerbe. Rechtliche und begriffliche Erläuterungen (Eduard Tripp)

    Shiatsu ist seinem Ursprung nach eine ganzheitliche Behandlungsmethode, die sich aus chinesischen und japanischen Gesundheitslehren heraus entwickelt hat. Weitere bestimmende Einflüsse, die Shiatsu prägen, sind westliche Anatomie, Physiologie und Pathologie. Als eine östliches und westliches Verständnis miteinander verbindende Methode wurde Shiatsu vom japanischen Gesundheitsministerium 1964 anerkannt: „Shiatsu ist eine Form von manueller Behandlung, ausgeführt mit den Daumen, anderen Fingern und den Handflächen, ohne Zuhilfenahme irgendwelcher Instrumente. Durch Druck auf die menschliche Haut beseitigt sie innere Fehlfunktionen, fördert und erhält die Gesundheit und behandelt spezielle Krankheiten”. Etwa zwanzig Jahre nach dieser ersten Anerkennung breitete sich Shiatsu dann auch in der westlichen Welt aus, wo es auf teilweise sehr unterschiedliche gesellschaftliche und…

  • Shiatsu in Österreich. Eine Bestandsaufnahme der beruflichen Situation von Shiatsu-PraktikerInnen im Jahr 2000 (Eduard Tripp)

    Bis Ende 1998 war Shiatsu in Österreich als freier Beruf gänzlich ungeregelt. Jeder, der sich berufen fühlte, konnte – unabhängig von Dauer und Qualität einer Shiatsu-Ausbildung, ja auch ganz ohne eine solche – Shiatsu als Beruf ausüben. Die Position des Dachverbandes war dementsprechend schwach: Das Diplom des Dachverbandes wurde zwar als Qualitätsmarke propagiert, eine darüber hinaus geltende berufspolitische Stellung war – unbeschadet der Aufnahme von Shiatsu in den Connors-(Lannoye-)Report – jedoch kaum gegeben. Im Dezember 1998 änderte sich die Rechtsstellung von Shiatsu schlagartig und – aus der Sicht des Dachverbandes – auf drastische Art und Weise. Shiatsu wurde vom Wirtschaftsministerium nunmehr seiner bisherigen Stellung als freier Beruf enthoben und als…

  • Ergänzung des Shiatsu durch körpertherapeutische Gesprächsführung (Peter Itin)

    Shiatsu kann durch körpertherapeutische Gesprächsführungs-Techniken in der Wirksamkeit gezielt ergänzt, unterstützt und verstärkt werden. Hier sind nicht Formen der Befunderhebung oder Standortbestimmungen gemeint, sondern Formen der Gesprächsführung, welche die körpertherapeutische Arbeit ergänzen und vertiefen. Es handelt sich um Methoden, welche die im Körper gespeicherten Erfahrungen und Informationen zugänglich machen. Mittels geeigneter Interventionen können diese erfahren und zu Ausdruck gebracht werden. Körpertherapeutische Gesprächsführungstechniken führen die Klientinnen zu präziser Selbstwahrnehmung und zur Selbstermächtigung hin. Sie basieren in der Regel auf der Focusing-Technik von Gendlin und erweitern oder spezifizieren diese. Typische Beispiele sind die Core Process-Arbeit von Maura Sills (CP) und Somatic Experience (SE), die Trauma-Heilungs-Arbeit von Peter Levine. Die beschriebenen Fallbeispiele wirken…

  • Salutogenese und Resilienz – Landkarte und Techniken der prozesszentrierten Gesprächsführung (Peter Itin)

    „Was sagen Sie, nachdem Sie guten Tag gesagt haben?“, fragt uns Eric Berne provokativ. In diesem Beitrag will ich aufzeigen, dass Salutogenese und Resilienz zwei Konzepte der Gesundheitsförderung sind, die uns ausgezeichnete Hilfestellungen anbieten, damit die Gesprächsführung im Shiatsu einen zielgerichteten und prozesszentrierten Fokus und eine therapeutische Qualität erhält. Salutogenese und Resilienz – die Konzepte Salutogenese und Resilienz basieren auf sozialwissenschaftlichen Forschungen. Beide gehen der Frage nach, welche Bedingungen gegeben sein müssen, damit sich Menschen von besonders schwierigen Lebensumständen erholen und zu einem „normalen“ Leben zurückfinden. Der Medizinsoziologe Aaron Antonowski, der in den 70er Jahren die Salutogenese begründet hatte, befragte jüdische Frauen, die den Holocaust überlebt hatten. Die Resilienz-Forschung von…

  • Partnerschaft auch im Gespräch (Eduard Tripp)

    Sprechen wir über nicht-direktives und wertfreies Gespräch, ist die Frage von grundlegender Bedeutung, wozu es dient und was sein Ziel ist. Nur dann, wenn wir es in den Gesamtkontext der Shiatsu-Begegnung betrachten, wird sein spezifischer Zugang  verständlich, ja selbstverständlich. Vereinfacht gesagt ist es ein zentrales Ziel der fernöstlichen Medizin, in deren Tradition Shiatsu steht, Hilfe und Unterstützung Suchende darin zu unterstützen, dass die „Wurzeln” (Ursachen) einer Erkrankung oder eines unangenehmen Zustandes „heilen“ können. Jede Erkrankung ist Ausdruck eines Ungleichgewichts, dass es zunächst einmal zu erkennen (diagnostizieren) gilt und dann wieder ins Lot zu bringen – oder für Shiatsu bei seelischen Problemen korrekter ausgedrückt: Veränderungen ermöglichen. Denn während sich der Umgang…

  • Das begleitende Gespräch im Shiatsu (Doris Spörri)

    Idealerweise begleitet das Gespräch die Shiatsu-Behandlung so, wie der Flusslauf einer Landschaft folgt: Es drängt sich nicht auf, sondern ist einfach da, auf seinem zugewiesenen Platz. Es ist abgestimmt auf die aktuelle Situation der Klientin und berücksichtigt ihr Wissen über die Methode. Auf der anderen Seite ist die Praktikerin transparent bezüglich ihrer Qualifikationen. Sie führt das Gespräch nicht über das Notwendige hinaus und achtet auf das Zuviel, was eine Überschwemmung zur Folge hat, auf das Zuwenig, was Dürre nach sich zieht und auf Blockierung, was Stauung verursacht. Das begleitende Gespräch hilft die Behandlungslandschaft zu strukturieren und bezieht das Bewusstsein der Klientin in die Behandlung mit ein. Es bewirkt dadurch eine…