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  • Shiatsu – ein horizontales Gewerbe. Gedanken zur berufspolitischen Situation in Deutschland (Ulrike Schmidt)

    In den letzten Jahren ist eine rege Diskussion um die rechtliche Befugnis entbrannt, ob Shiatsu am gesunden Menschen ausgeübt werden darf, auch wenn der oder die Praktizierende nicht Ärztin oder Heilpraktiker ist. Unsicherheit, Angst und Panik sind entstanden: Darf ich das? Wozu habe ich eigentlich die Ausbildung gemacht? Ist das rechtens? Was ist überhaupt Recht? Ist es das, was in den Gesetzen verankert ist? Ist Recht ein statischer Zustand? Was können wir tun? … Gesetze definieren nicht das Leben Nun, zunächst ist Recht kein statischer Zustand. Es ist eine Aussage darüber, was von Menschen zu bestimmten Zeiten als rechtens empfunden wird und diese Rechtsauffassungen sind in entsprechenden Gesetzen verankert.  Letztendlich…

  • „Da machen wir …..“  – Gedanken zur Berufsethik (Peter Itin)

    „Meniskusriss. Da machen wir ein MRI. Ich melde sie für einen Termin an“, verkündete mir der Orthopäde. „Ob ich nicht zuerst einmal in die Physiotherapie könne“, wagte ich zu fragen. „Nicht nötig, das machen sie dann nach der Operation.“ – Ich lehnte dankend ab, liess mein Knie auf eigene Rechnung von einem Physiotherapeuten abklären, trainierte nach seinen Empfehlungen und war nach drei Monaten schmerzfrei – ohne Eingriff. Das ist keine erfundene Geschichte, das ist Realität, vor wenigen Jahren selbst erfahren. Der Orthopäde lieferte mir unfreiwillig ein Schulbuch-Beispiel dafür, was man nach den anerkannten Regeln der Berufsethik (siehe Maio 2012) nicht tun sollte. Was wäre stattdessen angebracht gewesen? Als Erstes möchte…

  • Zur rechtlichen Situation der Ausübung von Shiatsu in Deutschland (Bruno Endrich)

    Shiatsu ist ein eigenständiges System der Förderung und Begleitung von Menschen in ihren spezifischen Lebenssituationen durch Anregung ihres selbstregulativen Energie-Systems (Ki) mittels shiatsuspezifischer Berührung in gleichwertigen Praxisfeldern. In den unterschiedlichen Praxisfeldern gibt es entsprechende gesetzliche Bestimmungen. Praxisfelder: Wer Shiatsu zur Behandlung von Krankheiten einsetzen will, bedarf dazu der Bestallung als Arzt oder der Zulassung als Heilpraktiker. Shiatsu in der Gesundheitsförderungspraxis zur Unterstützung der Lebens- und Gesundheitskräfte fällt nicht unter diese gesetzlichen Bestimmungen, weil und insofern die PraktikerIn Krankheiten weder diagnostiziert noch behandelt, sondern Ki anregt. Dabei wird der “ganze Mensch” einbezogen und angesprochen, ihm wird in möglichst allen seinen Aspekten Raum gelassen, Raum eröffnet. Diese Praxis ersetzt keine notwendige medizinische…

  • Die Situation von Shiatsu in Deutschland (Ulrike Schmidt)

    Der folgende Abriss stellt eine persönliche Stellungnahme von mir da. Da ich nicht stellvertretend für alle schreiben kann, mögen mir diejenigen, die sich nicht “gesehen” fühlen, verzeihen. Für Ergänzungen und Anregungen bin ich immer dankbar. Die überwiegend männliche Schreibweise wurde von mir der besseren Lesbarkeit halber gewählt. Auch soll darin keine Herabsetzung der Weiblichkeit liegen.  Von Rechts wegen In Deutschland darf heilend tätig werden, wer die Erlaubnis dazu besitzt. Dies sind ausschließlich Ärzte und Heilpraktiker. So sind auch anverwandte Berufsgruppen, wie zum Beispiel Physiotherapeuten davon ausgeschlossen. Sie dürfen lediglich auf Anweisung eines Arztes tätig werden. Diese Rechtslage ist eindeutig. Nun kommt die 1. Gretchenfrage: heilt Shiatsu? Ist meine Art mit…

  • Mahnender Zeigefinger versus drückender Daumen (Katharina Sabernig)

    Das Berufsbild der Shiatsupraxis ist auf der Suche nach einem gesetzlichen Rahmen, nach Klarheit in den Ausbildungskriterien und einem geregelten Status im Gesundheitssystem. Zu unterschiedlich liegen die Schwerpunkte und Anforderungen der einzelnen Ausbildungen, noch viel unterschiedlicher die Motivation der einzelnen Praktiker. Kritiker mahnen vor der Gefahr von einer zu strengen Normierung vereinnahmt zu werden. Andere wollen das Mindestmaß an Wissen für einen Praktiker gar nicht hoch genug sehen. Die Diskussion um die Rahmenbedingungen gesundheitserhaltender- oder wiederherstellender Berufe ist nicht neu. Es wäre sicherlich zu einfach, unvereinbare Meinungen mit Konkurrenz witternden Existenzängsten der einzelnen Parteien zu begründen, wenn man diesen Punkt auch nicht ignorieren kann. Viele Praktizierende machen sich auch über…

  • Shiatsu-Praktiker/in oder/und Shiatsu-Therapeut/in? Eine Replik auf Paul Lundberg (Peter Itin)

    Das berufliche Ausüben von Shiatsu trifft auf länderspezifisch unterschiedliche, rechtliche Gegebenheiten. Diese erlauben das Arbeiten innerhalb gewisser Rahmendbedingungen, tolerieren Grauzonen und verbieten gewisse Tätigkeiten. Berufsbezeichnungen spiegeln juristische Realitäten. Sie prägen gleichzeitig aber auch das berufliche Selbstverständnis, das in diesem länderspezifischen Kontext gewachsen ist, einen geschichtlichen Hintergrund hat, sich aber auch zu Neuem wandelt. Ein dreijähriger Ausbildungs-Weg basierend auf 350 Unterrichtsstunden war das Ausbildungs-Modell der europäischen Shiatsu-Gründergeneration.  Inzwischen sind die Stunden in vielen Ländern auf 500 angewachsen. Die geforderten allgemeinmedizinischen Kenntnisse sind dabei in der Regel rudimentär geblieben. Am Ende dieser dreijährigen Shiatsu-Ausbildung kann man mit gutem Gewissen mit Shiatsu zur allgemeinen Gesundheitsvorsorge und –pflege beruflich tätig werden. Paul Lundberg postuliert…

  • What´s Behind Treatment? Essence and Context – Deepening our Perspective of the Shiatsu Project (Paul Lundberg)

    Dear Colleagues, In the Autumn of 2005, Shiatsu Society News, our UK journal, published my “Open Letter to the Profession”. This was a rather lengthy reflection on the history and development of shiatsu as a profession in the United Kingdom. Its purpose was to question whether our professional outlook and especially our training standards have kept pace with the expanded range of applications and uses of shiatsu in our society, as well as the external image of shiatsu held by both the general public and other health professionals. I suggested that while we have done well in terms of regulating and promoting ourselves professionally, we have not been sufficiently bold,…

  • Was liegt hinter der Behandlung? Essenz und Kontext – Vertiefung unserer Perspektive des Shiatsu-Projektes (Paul Lundberg)

    Liebe Kollegen, im Herbst 2005 veröffentlichte das britische Shiatsu-Journal „Shiatsu Society News“ meinen „Offenen Brief an die Berufskollegen“. Er war eine längere Reflexion über Geschichte und Entwicklung von Shiatsu als Beruf in Großbritannien. Mit dieser Reflexion wollte ich die Frage aufwerfen, ob unsere beruflichen Aussichten und besonders unsere Ausbildungsstandards sowie das Bild von Shiatsu in der Öffentlichkeit und in anderen Gesundheitsberufen mit dem immer größer werdenden Spektrum an Anwendungen und dem Stellenwert von Shiatsu in unserer Gesellschaft Schritt gehalten haben. Ich wies darauf hin, dass, während wir uns als Berufsstand angemessene Richtlinien geschaffen und unsere Arbeit bekannt gemacht haben, wir nicht mutig, gewissenhaft oder kreativ genug gewesen sind, die Shiatsu-Ausbildung…

  • Shiatsu ist in erster Linie energetische Wegbegleitung. Antwort an Peter Itin (Frank Seemann)

    Lieber Peter, obwohl Du einer der wenigen Shiatsu-Praktiker bist, den ich regelmäßig persönlich treffe – als ISN-Vertreter und inzwischen auch als Gast-Lehrer am ISOM Rhein/Ruhr – finde ich im Moment Gefallen daran, unseren Diskurs über Shiatsu als Beruf in dieser öffentlichen Briefform fort zu führen. Im letzten Shiatsu Journal der GSD erschienen Dein Feedback zu unserer 2009er Fachtagung (“Shiatsu-TherapeutIn” ist ein Beruf und mehr als “Shiatsu im Anwendungsfeld Therapie”) und meine offene Antwort darauf (Dialog über das Berufsfeld von Shiatsu). Ich hatte darin versucht, Deine Befürchtung, Shiatsu könne GSD-seits als reine Methodenausbildung vermittelt werden und dabei methodenübergreifende Kompetenzen aus dem Blick geraten zu entkräften. Zentral ging es dabei auch um…

  • Das Gesunde fördern – Shiatsu als Therapie ist mehr als Behandeln (Peter Itin)

    Anna (fiktiver Name), eine alleinstehende Frau im mittleren Alter, hatte nach einer Mobbing-Phase ihren Arbeitsplatz verloren und seither keine neue Anstellung mehr gefunden. Nach einer Brustkrebs-Behandlung, bereits ihrer zweiten (Operation, Chemotherapie und Bestrahlung), kam sie ins Shiatsu, weil die Narbe immer noch schmerzte, und weil sie sich generell erschöpft und energielos fühlte. Im Erstgespräch gab sie an, dass sie das Vertrauen in ihren Organismus und in die Menschen verloren hätte. Sie sei von ihrem Bekanntenkreis nicht ernst genommen und verstanden worden und hätte sich deshalb von allen zurückgezogen. Eigentlich sei sie eine Kämpfernatur, meinte sie. Davon war allerdings nichts mehr zu spüren. Sie fühlte sich und wirkte deprimiert, ohne Lebensfreude,…